2G oder 3G? Es gibt keine endgültige Antwort

Wir beim FC PlayFair! sind, wie die ganze Gesellschaft auch, keine homogene Gruppe. Auch wir
diskutieren, streiten und sind uns uneinig. Aktuell beschäftigt uns alle die Frage, auf welches
Hygiene-Konzept man setzen sollte 2G, 3G, 2G+ oder 3G+. Eine endgültige oder richtige Antwort
gibt es nicht, es gibt verschiedene Ansichten und auch verschiedene Herangehensweisen, man kann
aus medizinischer, wirtschaftlicher, persönlicher oder aus vielen anderen Blickwinkeln auf dieses
Thema sehen. Uns ist es wichtig, in einem fairen Diskurs zu bleiben. Keiner leugnet eine Pandemie
oder möchte Andersdenkende ausschließen, aber wir haben unterschiedliche Ansichten.
Für die folgenden Texte haben wir zwei Mitglieder gefragt jeweils zu ihrer Meinung Stellung zu
beziehen. Wir möchten beide Ansichten für sich stehen lassen.

Ein Statement zu 2G

Solidarität, aber für wen?
Im Moment gibt es in vielen Fanszenen darüber die Diskussion, ob Vereine auf dem Weg zur
Vollauslastung 2G oder 3G nutzen sollen, häufig wird bei 3G mit Solidarität argumentiert. Das
greift allerdings zu kurz, denn diese Argumentation betrachtet nur eine gesellschaftliche Gruppe,
aber ignoriert andere.
Unter 2G oder 3G werden in verschiedenen Bundesländern unterschiedliche Dinge verstanden, in
diesem Text ist unter 2G der Stadienbesuch für Genesene und Geimpfte erlaubt, mit der Ausnahme
von Kindern unter 12 und Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen
können, 3G erlaubt auch allen Ungeimpften die Teilnahme mit einem Antigenschnelltest.
Wer die Ängste vor der Impfung ernst nimmt, der sollte auch die Ängste derjenigen
berücksichtigen, die aus Selbstschutz nicht in ein Stadion wollen, in dem 3G umgesetzt wird, aus
Angst vor einer Infektion, denn dass die Gefahr einer Ansteckung am Geringsten zwischen
Geimpften ist, ist mittlerweile erwiesen. Die Gruppe derjenigen, die sich nicht impfen lassen
können, mit der großen Ausnahme Kinder, ist verschwindend gering, fast alle ungeimpften
Erwachsenen sind dies auf eigenen Wunsch.
Der Antigenschnelltest hat ebenfalls einige Nachteile: von 100 symptomlosen Infizierten werden 42
nicht erkannt. Und selbst wenn Ungeimpfte, ohne infiziert zu sein ins Stadion gehen, besteht die
Gefahr, sich an Geimpften und Genesenen anzustecken, denn für diese gibt es in keiner der 3G
Regelungen eine Testpflicht.
Das Risiko für die Infektion von Ungeimpften trägt dabei die Gesellschaft, unter anderem das
Krankenhauspersonal, für das noch im letzten Sommer geklatscht wurde und das nicht nur im
Arbeitskampf scheinbar schon vergessen ist.
Nahezu alle Experten sind sich einig, dass die Infektionen von Ungeimpften im Winter wieder
Einschränkungen zur Folge haben wird. Eine Infektion im Stadion könnte dazu beitragen. Aktuell
gibt es keine verlässlichen Studien zur Infektionsgefahr in Fußballstadien, lediglich Indizien.
Auch wenn anzunehmen ist, dass es bei Outdoorveranstaltungen wie einem Stadion zu weniger
Infektionen als im Innenbereich kommt, können sich Zuschauer*innen auch bei der Anreise und in
schlecht belüfteten Sanitäranlagen anstecken, zumal die Deltavariante 10 Mal ansteckender ist als
der Basistyp. Ein volles 3G Stadion wäre also ein Experiment auf Kosten der Gesellschaft, das gut
gehen kann, aber nicht muss. Der Profifußball würde also erneut eine Sonderrolle einnehmen.

Ein Statement zu 3G

Das Fußballstadion ist einer der wenigen Orte, an dem sämtliche Bevölkerungsschichten
regelmäßig zusammenkommen. Für 90 Minuten ist es egal, ob die Person in der Kurve neben mir
konservativ oder links ist. Am Spieltag können wir uns alle auf eine Sache einigen: wir lieben
dieses verrückte Spiel. Wir alle lieben unseren Verein und einen Tag in der Woche haben wir die
Möglichkeit, unsere Mannschaft gemeinsam zu unterstützen. Dieses „Kurven-Gefühl“ würde uns
meiner Meinung nach durch 2G in den Stadien genommen werden. Machen wir uns nichts vor: Die
Fanszene ist genauso heterogen, wie unsere Gesellschaft und eine Impfquote von 100% utopisch.
Noch gibt es keine gesetzlich vorgeschriebene Impfpflicht. Ist es daher sinnvoll, Menschen von
einem Ort kategorisch auszuschließen, an dem Diskussionen und Überzeugungsarbeit noch möglich
sind? Führt der Druck, der durch 2G aufgebaut wird, nicht eher dazu, dass sich die Fronten in den
einzelnen Lagern weiter verhärten und die Fanszenen, wie auch die Gesellschaft weiter gespalten
wird? Schon jetzt scheint ein respektvoller Meinungsaustausch zu diesem Thema kaum noch
möglich. Natürlich würde auch ich mich über volle Stadien freuen, jedoch sollten auch immer die
Motive der Vereine kritisch hinterfragt werden. 2G bedeutet mehr Plätze, bedeutet mehr
Eintrittskarten, die verkauft werden können, was letztendlich mehr Geld für den Verein bedeutet.
Dazu kommt, dass wir als Fans jahrelang gegen personalisierte Tickets gekämpft haben. Ohne
Zweifel ist eine vernünftige Kontaktnachverfolgung in der Pandemie wichtig, aber schon unter 3G
legen wir am Stadiontor sehr viele persönliche Daten offen. 2G heißt auch, dass Personen, welche
sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, entweder ihre Krankheitsgeschichte in
Form von Attesten völlig Fremden offenbaren müssten oder komplett vom Stadionbesuch
ausgeschlossen werden. Letztendlich weiß auch ich nicht, welcher Weg der richtige ist. Aber wenn
wir eins in den letzten Jahren gelernt haben, dann dass wir im Stadion, in der Kurve als Fans
GEMEINSAM am stärksten sind.
Wir alle wollen wieder volle Stadien und wir alle wollen wieder Normalität. Um das zu erreichen
haben wir aber unterschiedliche Herangehensweisen. Lasst uns weiter diskutieren und gemeinsam
Lösungen finden.

Autoren: Dominik Mayer und Norbert Eierding (2G), Franziska Kaiser (3G)