Zeitenwende im Fußball

Der Fußball befindet sich in der Krise. Krise leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet Zuspitzung, Entscheidung, Wendepunkt. Dieser Wendepunkt in der Geschichte des modernen Profi-Fußballs ist nun offensichtlich erreicht. Das Geschäftsmodell steht kurz vor dem Kollaps und kann sich offensichtlich nur mit Methoden am Rande gesellschaftlich verantwortungsvollen und akzeptierten Handelns retten. „Das Gute an dieser schlechten Zeit ist, dass offensichtlich jetzt der richtige Moment gekommen ist, auf Signale von außen zukunftsweisend zu reagieren“, sagt Christian Seifert, der DFL-Boss, in der FAZ.

Unser Beitrag als FC PlayFair!

Als FC PlayFair! wollen wir, dass fair gespielt wird! Auf dem Platz und außerhalb am Verhandlungstisch! Seid integer! Handelt so, dass wir auch in Jahrzehnten noch spannenden Profifußball in Deutschland und der Welt genießen können! Wir fordern, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, wie die Entwicklung des Profifußballs genau jetzt in die richtigen Bahnen und einen vernünftigen Rahmen gelenkt wird. Denn nur so können wir den Profifußball mit seinem Glanz erhalten.

Egal ob die Profiligen in Deutschland auf dem grünen Rasen oder am grünen Tisch beendet werden: Die Krise muss als Chance gesehen und genutzt werden. Die Signale von vielen Verantwortlichen in DFB und DFL deuten an, dass diese Einsicht dort auch anzukommen scheint. Als FC PlayFair! e.V. fordern wir seit 2017 eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung der Ligen: Dabei stellen Nachhaltigkeit, Solidarität und die Integrität des Wettbewerbs zentrale Säulen einer neuen Liga dar. Gleichzeitig wollen wir die Grundlage für eine neue Emotionalität und Intensität des Wettbewerbs legen: Football as it’s meant to be!

Unsere Vorschläge

In vielen Studien und Umfragen haben wir uns mit der Zukunft des Fußballs beschäftigt und ein gemeinsames Bild entwickelt. Der Zielkonflikt zwischen dem Erfolgsstreben einzelner Vereine und der Chancengleichheit in der Liga wird im Interesse des Fußballs, zu Gunsten von Integrität und Intensität des Wettbewerbs, beantwortet. Dadurch wird auch das Interesse von Zuschauern, Rechteinhabern und Sponsoren wieder steigen. In unserer Studie aus dem Jahr 2017 sahen bereits 55% aller Befragten die Bundesliga als langweilig an. Das muss sich ändern.

Die Verteilung der Fernsehgelder soll solidarischer sein und zu einem intensiveren Wettbewerb in allen Ligen führen. Eine breite Mehrheit von 83,5 Prozent aller befragten Fußballfans erhofft sich durch eine gerechtere Umverteilung der TV-Gelder wieder mehr sportlichen Wettbewerb. Auch die Zentralvermarktung von Ausrüster-Verträgen sollte für die Ligen oder für ganze Regionen geprüft werden. Dies könnte auch ein Modell für Amateur-Ligen oder regionale Verbände sein. Acht von zehn befragten Fußballfans (80%) sind aktuell der Meinung, dass das Abgreifen der großen Geldtöpfe durch die Top-Clubs zu einer Wettbewerbsverzerrung innerhalb der Ligen führt.

Die 50+1 Regel soll erhalten bleiben und bestehende Gestaltungsspielräume zur Umgehung konsequent geschlossen werden. Nur 15 Prozent aller befragten Fußballfans wünschen sich eine Lockerung der 50+1 Regel, um den Zugang von Investoren für die deutschen Profifußballvereine zu vereinfachen und infolgedessen für mehr Wettbewerbsgleichheit zu sorgen.

Da die 50+1 Regel nur organisatorisch im Verein wirkt, sollen die Möglichkeiten der kreativen Fremdfinanzierung durch eine Financial Fairplay – Regelung für die deutschen Ligen beschränkt werden. Zukünftig sollen Vereine ihre Ausgaben nur aus selbsterwirtschaftetem Geld oder durch die Verteilungsmechanismen der Liga decken. Den mit 85,8 Prozent höchsten Zustimmungswert unserer Umfrage, erhielt die Forderung nach klaren finanziellen Regeln im Profifußball.

Salary Caps für Liga und DFB-Pokal werden eingeführt und als Chance für die Nachwuchsarbeit genutzt. Eigene Nachwuchsspieler, die mindestens 3 Jahre im eigenen NLZ ausgebildet wurden, werden beim Salary Cap nicht berücksichtigt. 70 Prozent der 17.330 befragten Fußballfans sprechen sich für eine Gehaltsobergrenze im Profifußball aus.

Auch auf und neben dem Platz wollen wir Veränderungen für mehr Emotionalität und Intensität im Stadion anregen: 

Zuschauer verpflichten sich zu fairem Verhalten: Gewalt, Hass, Verachtung und Hetze werden aus den Stadien verbannt. Missstände und Probleme werden mit Witz und Humor, Sarkasmus und Ironie aufgezeigt.

Der Schiedsrichter wird wieder die zentrale Autorität und Persönlichkeit auf dem Platz: Nur die Kapitäne und Trainer sprechen mit dem Schiedsrichter. Über den Einsatz des Videoassistenten entscheiden nur der Schiedsrichter und die Trainer per „Challenge“ im Stadion. 62 Prozent aller 153.000 Teilnehmer unserer Umfrage mit dem kicker! sagen, dass der VAR dem Spiel die Emotionalität nimmt und diesem somit schadet.

Abendspiele unter der Woche werden nur bis zu einer maximalen Entfernung der Vereine von 250 km veranstaltet. Fast acht von zehn befragten Fußballfans (78,2%) wünschen sich grundsätzlich eine Rückbesinnung auf fanfreundliche Anstoßzeiten.

Die eingetragenen Vereine mit ihren vielen Mitgliedern sind eine wichtige Säule unserer Gesellschaft und leisten einen erheblichen Beitrag zum Gemeinwohl, basierend auf Ehrenamtlichkeit, Freiwilligkeit, Gemeinschaft und Solidarität. Diese Werte müssen auch die Profivereine der Bundesliga, sowie der 2. und 3. Liga wieder demonstrieren und ihre Strategien konsequent auf ökologische, soziale und finanzielle Nachhaltigkeit ausrichten. Unser Fußball soll nicht nur in Deutschland sondern weltweit das leuchtende Vorbild für Nachhaltigkeit, Emotionalität, Solidarität und Verantwortlichkeit sein.

Als FC PlayFair! e.V. sind wir jederzeit bereit, diesen Weg zu begleiten und zusammen mit den Verantwortlichen im deutschen Fußball nach gemeinsamen Lösungen zu suchen.