Macht die Nachhaltigkeit Sommerpause?

Die Vereine der 1. und 2. Bundesliga berichten auf der DFL-Seite „Bundesliga wirkt“ laufend über ihr gesellschaftliches und soziales Engagement. Wir schauten auch im Juni wieder genau hin: inwieweit werden die Bundesligavereine ihrer gesellschaftlichen Bedeutung und Verantwortung gerecht? Welche der dort aufgeführten Aktionen sind besonders erwähnenswert?

Die Saison 22/23 ist zu Ende, Spieler und Vereine befinden sich in der (mehr oder weniger…) verdienten Sommerpause. Gilt das auch für die Nachhaltigkeitsaktivitäten der Bundesligisten? Zum Glück nicht, doch ist der Juni eher geprägt von kleineren Aktivitäten. Die meisten drehen sich um Veranstaltungen von und mit Kindern. Gelegenheit, mal einen intensiveren Blick darauf zu werfen, welche Vielfalt dieses Angebot für den Nachwuchs bietet.

Sportveranstaltungen kommen immer gut an, dabei muss es nicht nur Fußball sein. So lud zum Beispiel die TSG Hoffenheim rund 400 junge Sportler und 300 Begleitpersonen zu den TSG-Sommerspielen auf den Stadionrasen ein, um dort Sportarten wie Futsal, Padel, Tennis oder Volleyball auszuprobieren und Angebote der TSG-Fußballschule wahrzunehmen.

Auch der 1. FC Nürnberg verwandelte das Club-Gelände in eine riesige Spielfläche und veranstaltete den ersten „Community Kids Day“ mit FC Niño-Turnier, Hüpfburg, Fußball-Darts und weiteren Mitmach-Aktionen. Hannover 96 funktionierte gar die Arena zum Campingplatz um und ließ rund 96 kleine und große Fans auf dem „heiligen Grün“ zelten.

In Duisburg fand das Abschlussturnier der Initiative „Fußball trifft Kultur“ statt, in der die Profivereine in Zusammenarbeit mit der DFL-Stiftung insbesondere Kindern aus bildungsfernen sozialen Schichten durch wöchentliche Events wie Kinderpressekonferenzen, Stadionbesichtigungen oder Spielbesuche eine ganzheitliche Förderung in Sprache, Bewegung und Kultur anbieten.

Besonders erfreulich, wenn Fußballwettbewerbe mit Inklusion verbunden werden. RB Leipzig berichtet über eine Turnierserie für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung in der Region Nordost, der SC Freiburg über das Finale der südbadischen Inklusionsliga für Kinder. Organisiert werden diese Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit der DFL-Stiftung, den DFB-Landesverbänden und weiteren Partnern wie z.B. der DFB-Stiftung Sepp Herberger.

Merkwürdig, dass sich bei solchen von der DFL bzw. ihrer Stiftung organisierten Projekten jeweils eine ganze Reihe von Bundesligisten engagiert, aber nur ein Teil davon darüber aktiv informiert. So auch beim „step kickt!“ Schritte-Wettbewerb für Grundschulkinder, der ebenfalls im Juni seinen Abschluss fand. Obwohl in diesem Jahr 12 Profivereine diese Aktion unterstützten, sind nur 4 von ihnen – FC Augsburg, 1. FC Heidenheim, SV Sandhausen und VfL Bochum – auf dem DFL-Portal damit vertreten.

Die Themen Inklusion und Vielfalt gewinnen generell weiter an Bedeutung. Der 1. FC Köln unterstützt den „Tag der Begegnung“ und nimmt am Christopher Street Day (wie auch der VfB Stuttgart) mit einem eigenen Wagen teil. Der FC Augsburg und der FC Schalke 04 engagierten sich im Rahmen der „Special Olympics“, Bayer 04 Leverkusen war Ausrichter von Turnieren der Special Champions League und bildet – ebenso wie der FC Schalke 04, Werder Bremen und der 1. FSV Mainz 05 – Young Coaches im Behindertenfußball aus. Der FC Bayern München lud für einen ganzen Tag zum „Diversity Mountain“, um gemeinsam Zeichen für Vielfalt und gegen Diskriminierung jeder Art zu setzen. Über den Sport hinaus gab es beispielsweise einen Graffiti-Workshop oder die Möglichkeit, Erfahrungen im Blindenfußball zu sammeln.

Wie jeden Monat gab es eine Reihe von Spendenaktionen. Trikots wurden für den guten Zweck versteigert, das Becherpfand aus einem Spiel oder der ganzen Saison für wohltätige Zwecke gespendet, für bedürftige Schüler gibt es Schulranzen oder Schulstarterpakete.

Ein beispielhafter Beitrag zur Teilhabe aller am Erlebnis Fußballbundesliga hat beim SV Darmstadt 98 Tradition: der Erstligaaufsteiger stellt über seine Fan- und Förderabteilung Dauerkarten für Personen mit stark eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten für die Hälfte des regulären Eintrittspreises zur Verfügung. Ähnliches gibt es beim Zweitligaaufsteiger VfL Osnabrück, wo durch Unterstützung von Partnern und Dauerkarteninhabern sogenannte „Tante Gerhild Gemeinwohltickets“ kostenlos an soziale Gruppen oder karitative Einrichtungen vergeben werden.

Der FC Schalke 04 vermeldet den Titel als vegan-freundlichstes Bundesligastadion der Saison 2022/2023. Diesen Preis der Organisation PETA Deutschland e.V. sicherten sich die Knappen bereits zum vierten Mal in Folge. Auf den nächsten Plätzen folgen Borussia Dortmund und der 1. FSV Mainz 05. Die beiden letzten Plätze belegen Union Berlin und die TSG Hoffenheim, wobei PETA darauf hinweist, es gäbe dieses Jahr keinen Tabellenkeller, sondern lediglich ein unteres Mittelfeld. Das hätten sich die beiden „Vegan Champions League Teilnehmer“ Schalke 04 (1.) und Hertha BSC Berlin (4.) in dieser Saison sicherlich auch sportlich gewünscht… Warum die PETA-Rangliste nur 16 Erstligisten ausweist und die Stadien in Augsburg und Frankfurt gänzlich fehlen, geht aus der Meldung leider nicht hervor.

Der VfL Bochum 1848 nutzt jetzt Sonnenstrom für die Geschäftsstelle „anne Castroper“. 263 Photovoltaik-Module mit einer Leistung von 97 Kilowatt-Peak (kWp), die auf Stadiondach montiert wurden, produzieren künftig rund 81 Megawattstunden jährlich und sparen damit rund 36 Tonnen CO2 pro Jahr.

Nach wie vor ist es verwunderlich, dass auf dem DFL Nachhaltigkeitsportal lediglich 15 der 36 Erst- und Zweitligaclubs einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht haben (Stand 15.07.23). Gehört doch der Nachweis eines Nachhaltigkeitsberichts als Punkt 1.8 „Kommunikation & Transparenz“ zu den Mindestkriterien I der neuen DFL-Lizenzierungsordnung, die bereits zum 15. März zu erfüllen waren. Am 1. September treten die Mindestkriterien II in Kraft – da heißt es: „Veröffentlicht der Club seinen vollständigen Nachhaltigkeitsbericht?“. In den nächsten Wochen müsste es in dieser Beziehung also ordentlich abgehen. Wir sind gespannt!

Keinen vollständigen Bericht, aber dafür einen sehr informativen Überblick über seine sozialen Aktivitäten im ersten Halbjahr 2023 hat der SV Darmstadt 98 zusammengestellt. Unter dem Motto „Im Zeichen der Lilie“ werden seit über 10 Jahre Projekte und Aktionen zur Nachhaltigkeit beim Erstligaaufsteiger gebündelt.

Ebenfalls einen Rückblick (der gesamten Saison) gab der FC Augsburg über die sozialen Aktivitäten seiner Nachwuchsmannschaften. Die Persönlichkeitsentwicklung ist neben der sportlichen und schulischen Ausbildung eine tragende Säule der Nachwuchsphilosophie des Vereins. Unter dem Motto „über den Tellerrand hinausblicken“ ist jedes Team des FCA-Nachwuchses dazu verpflichtet, pro Saison mindestens eine soziale Aktion zu absolvieren – von der U9 bis zur U23! Nachahmenswert!

Der SSV Jahn Regensburg wird auch in der 3. Liga seine Sozialinitiative „Brücken für Regensburg“ beibehalten und damit Brücken bauen für Menschen, die sich in Ihrem Alltag mit Hürden aller Art konfrontiert sehen. 17 ständige und nachhaltige Projekte werden mit vielen Aktionen im Alltag unterstützt. Arminia Bielefeld verabschiedete sich durch die Ausschreitungen im Relegationshinspiel leider etwas unrühmlich aus der 2. Bundesliga. Immerhin setzte man anschließend im Rückspiel ein Zeichen durch die Botschaft, die anstelle des Sponsors auf den Arminentrikots prangte: „FAIRPLAY!“