Saisonendspurt

Die Vereine der 1. und 2. Bundesliga berichten auf der DFL-Seite „Bundesliga wirkt“ laufend über ihr gesellschaftliches und soziales Engagement. Wir schauten auch im März wieder genau hin: inwieweit werden die Bundesligavereine ihrer gesellschaftlichen Bedeutung und Verantwortung gerecht? Welche der dort aufgeführten Aktionen sind besonders erwähnenswert?

Im sportlichen Saisonendspurt der beiden Profiligen überschlugen sich förmlich die Ereignisse – konnten die Aktionen in Sachen Nachhaltigkeit da einigermaßen mithalten? Nun, zumindest wurde eine Vielzahl an Aktivitäten der 36 Vereine im DFL Portal gemeldet: mit knapp 80 rund ein Drittel mehr als in den meisten Monaten zuvor. Vieles war tatsächlich auch dem Ende der Spielzeit geschuldet, so wurde eine ganze Reihe an Spendenaktionen zum Abschluss gebracht und entsprechend den Empfängern übergeben.

Der Karlsruher SC vergab zusammen mit 9 Partnern den „KSC tut gut“-Förderpreis in Höhe von insgesamt 32.000 Euro an 7 Projekte. Der Hamburger SV überreichte einen Spendenscheck in Höhe von 25.000 aus der „1 Euro Ticketspende“ der Fans an den ZKV Kampus. In einigen Stadien wurde das Becherpfand für soziale Organisationen gesammelt, Trikots wurden versteigert. Nachhaltig im doppelten Sinn wirkt eine Spende des FC Schalke 04: an die Kindertafel, die bedürftige Kinder in Grund- und Förderschulen mit einem gesunden Frühstück beliefert, wurde ein Elektrofahrzeug gespendet bzw. mitfinanziert.

Eine besonders schöne Aktion läuft beim Erstligaaufsteiger SV Darmstadt 98, wo ein Fan das Stadion am Böllenfalltor im Maßstab 1:150 mit seinem 3D-Drucker nachgebaut hat. Als privates Projekt gestartet, entwickelte es sich immer mehr zu einer großen Spendenaktion zu Gunsten von „Du musst kämpfen!“ (dem Vermächtnis von Johnny Heimes). Jeder Lilienfan kann sich – wie auch die komplette Mannschaft – gegen eine Spende als Modellbaufigur im Miniaturstadion verewigen. Mittlerweile sind so mehr als 22.500 Euro zusammengekommen.

Viele Aktionen waren auch im Mai wieder den Kindern gewidmet, oft verbunden mit Sport und Bewegung. Elf Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga beteiligen sich in Kooperation mit der DFL Stiftung an der vierten Auflage des 2019 erstmals durchgeführten interaktiven Schritte-Wettbewerbs „step kickt!“, der Kinder zu mehr Bewegung im Alltag ermuntert. Ansonsten das übliche Programm: Fußballcamps, Tag der offenen Tür, Stadionführung oder -besuch, Bewegung in Schulen, Ernährung. Neben dem löblichen Zweck sind das sicher auch Maßnahmen, die künftige (und heutige) Fans und Kunden früh an den jeweiligen Verein binden.

„Fußball trifft Kultur“ ist ein integratives Bildungsprogramm für Kinder „aus Stadtteilen in herausfordernder Lage“, mit dem Borussia Mönchengladbach durch die Kombination aus Fußball, Sprache und Kultur Sprach- und Sozialkompetenz fördert, das Lernverhalten schult und Selbstvertrauen stärkt.

Der Themenbereich „Soziales“ wird abgerundet durch eine Vielzahl von Aktivitäten zu Inklusion und Diversität. Oftmals wenig spektakulär, aber die Tatsache, dass dies inzwischen bei den meisten Vereinen zur Selbstverständlichkeit geworden ist, zeigt, dass die Erst- und Zweitligisten hier auf dem richtigen Weg sind.

Ein Beispiel für gelungene Inklusion ist der Fanclub „Sehhunde“ für blinde und in ihrer Sehkraft eingeschränkte Fußballfans, die unterschiedlichen Vereinen die Daumen drücken. Ihre diesjährige Hauptversammlung hielten die „Sehhunde“ in Zusammenarbeit mit dem Sport-Club Freiburg ab und erlebten dabei ein vielseitiges Fußballwochenende mit einer auditiven Stadiontour sowie dem Besuch eines Bundesligaspiels, das sie über das barrierefreie Fanradio „Sportclub live“ mit speziell geschulten Kommentatorinnen und Kommentatoren sehr genau verfolgen konnten.

Beim Blick über die (geografischen) Grenzen hinweg sind nach wie vor Hilfen für die Erdbebenopfer im türkisch/syrischen Grenzgebiet und die Unterstützung für die Ukraine im Mittelpunkt. Mitarbeitende von Werder Bremen, dem FSV Mainz 05 sowie Austria Wien bildeten rund 40 Personen aus Moldau, Polen, der Ukraine und Rumänien zu Kinder- und Jugendcoaches aus. Diese „Young Coaches“ sollen in den betroffenen grenznahen Regionen niedrigschwellige Fußballangebote für geflüchtete Kinder und Jugendliche umsetzen.

Zunehmend berichten Bundesligaklubs auch über internationale Kooperationen und Engagement im Ausland. Der VfL Bochum hat Japan und Vietnam als Zielländer für seine digitale Fußballschule ausgemacht, die TSG Hoffenheim schult Torhüter und Trainer in Cincinnati und hatte Besuch von afrikanischen Journalisten, Arminia Bielefeld empfing eine Jugendgruppe aus Lissabon und eine Delegation des VfB Stuttgart reiste nach Kenia, um das Programm des Vereins mit Sportveranstaltungen, verschiedenen Workshops sowie Klimaschutz- und Naturschutzprojekten fortzuführen.

Deutlich weniger Aktionen als im sozialen Bereich laufen im Thema „Ökologie“. Mit unterschiedlichen Maßnahmen versuchten die SpVgg Greuther Fürth, Bayer 04 Leverkusen und Hertha BSC Berlin, ihre Fans vom Umstieg aufs Fahrrad zu begeistern – im Alltag oder speziell beim Stadionbesuch. Arminia Bielefeld entwickelt mit professionellen Experten zusammen ein neues Entsorgungskonzept, um das betriebliche Abfallmanagement rund um Arena und Geschäftsstelle nachhaltiger aufzustellen. Dabei versteht der DSC Abfall als Wertstoff und Ressource von morgen.

Holstein Kiel veranstaltete im Rahmen der Interdisziplinären Wochen der FH Kiel einen Workshop mit Studierenden und Dozierenden, in dem auf Basis des DFL-Kriteriums „Lieferkettenmanagement“ Ansatzpunkte für Verhaltenskodizes für Partner/Zulieferer des Vereins sowie Leitfäden zu nachhaltiger Beschaffung erarbeitet wurden. Damit sollen in die Vertragsbedingungen mit Zulieferern Umweltstandards, Arbeitsnormen sowie Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften aufgenommen werden.

Der FC Magdeburg stellt sich der Herausforderung nachhaltigen Handelns und möchte sich nicht nur sportlich im Profifußball etablieren, sondern auch zum Thema Nachhaltigkeit weiterentwickeln. Dafür hat der Club erstmals eine eigene Nachhaltigkeitsseite eingerichtet, inklusive des Nachhaltigkeitsberichts für das Jahr 2022, um transparent über die Bestrebungen des Vereins zu berichten

Nachdem die Relegationen gespielt sind, steht die Zusammensetzung der beiden Profiligen für die Saison 2023/24 fest. Wir sind gespannt, was die „Neuen“ – SV Elversberg, VfL Osnabrück und SV Wehen-Wiesbaden – nicht nur sportlich, sondern auch in Bezug auf Nachhaltigkeit einbringen. Verabschieden müssen wir uns vorerst vom SV Sandhausen, Jahn Regensburg und Arminia Bielefeld. Während Jahn Regensburg in der abgelaufenen Saison eher über kleinere lokale Aktivitäten berichtete, erstellte Sandhausen seinen ersten umfassenden Nachhaltigkeitsbericht und engagierte sich zusammen mit Partnern aus der Region.

Die Arminia hätte – wäre es um die Nachhaltigkeit gegangen – sicherlich nicht gegen den Abstieg, sondern im Gegenteil um den Aufstieg, vielleicht sogar in der ersten Liga mitgespielt. Viele Aktionen unter dem Claim „Mehr als Fußball“, Veranstaltungen gegen das Vergessen, der Schutz des Teutoburger Waldes machten deutlich, dass die Ostwestfalen das in ihrer Satzung implementierte Bekenntnis zur Nachhaltigkeit auch umsetzen. Behaltet das bei – auch in Liga 3!