Viele Aktivitäten – doch was wirkt nachhaltig?

Die Vereine der 1. und 2. Bundesliga berichten auf der DFL-Seite „Bundesliga wirkt“ laufend über ihr gesellschaftliches und soziales Engagement. Wir schauten in der vergangenen Saison 22/23 in unserem monatlichen Blog genau hin: inwieweit werden die Bundesligavereine ihrer gesellschaftlichen Bedeutung und Verantwortung gerecht?

Fast 1.000 einzelne Aktivitäten der 36 Vereine schlagen für die letzte Saison zu Buche, die aktive Beschäftigung mit der Nachhaltigkeit ist im Profifußball angekommen! Soziales Engagement, Hilfe in Not, gelebte Diversität, Positionierung gegen Rassismus – all das ist selbstverständlich geworden im Tagesgeschäft der Vereine, oft auch im Zusammenspiel mit Fans, Sponsoren und weiteren Anspruchsgruppen. Chapeau!

Auch im September gab es viele Programme für Kinder, Trikotversteigerungen, Spendenaktionen. Doch was schafft wirklich nachhaltige Wirkung und löst dauerhafte Veränderungen aus? Drei Maßnahmen möchten wir herausgreifen; zwei davon beschäftigen sich mit dem Fanerlebnis im Stadion und der Möglichkeit aller zur Teilhabe am Spieltag.

Union Berlin hat sich „Eine Alte Försterei, in der sich alle wohlfühlen“ zum Ziel gesetzt. Ein Aspekt ist dabei ein sicheres Stadionerlebnis und das Hilfeangebot an alle, die sich belästigt oder bedrängt fühlen. Darüber hinaus wurde speziell der Austausch mit weiblichen Fans unter dem Motto „Unions Zukunft ist weiblich“ gesucht. Ergänzt wird dies durch das Thema „Diskriminierungsärmere Sprache“, um auch in Zukunft ein gutes und rücksichtsvolles Miteinander auf und neben dem Platz zu gestalten.

Einen pragmatischen Ansatz zur Teilhabe aller wählt der Karlsruher SC und bietet den Inhabern des Karlsruher Passes (für Menschen mit geringen finanziellen Mitteln) den Besuch von Heimspielen auf den Sitzplätzen der Nordtribüne für 5 Euro an. Nach einem erfolgreichen Start in den Heimspielen gegen Kaiserslautern und Kiel soll die Aktion über die gesamte Saison 2023/24 fortgesetzt werden.

Immer mehr Profivereine intensivieren ihre Auslandsaktivitäten – oft mit einem Schwerpunkt in Afrika. Manchmal nur ein schmaler Grat zwischen Eigennutz und wirklicher Verbesserung der Situation im jeweiligen Land. Ein derartiges Engagement darf nicht aus Einzelaktionen bestehen, sondern muss in ein langfristiges Konzept eingebunden sein. Bayer 04 Leverkusen berichtet über einen Besuch in Ruanda, einem Land, das seit vielen Jahren Anlaufstelle für Geflüchtete aus den Nachbarländern ist. In den Jahren 2017 und 2018 bildete die Football Club Social Alliance (FCSA), der neben den Leverkusenern auch Werder Bremen, der FSV Mainz 05, Schalke 04, Austria Wien und der FC Basel angehören, junge Geflüchtete zu Trainerinnen und Trainern für Kinder aus. Dabei wurde die positive Kraft des Fußballs genutzt, um Kindern in den Camps eine sinnvolle und sichere Freizeitbeschäftigung zu bieten und sie dabei zu unterstützen, Stress abzubauen und Traumata zu verarbeiten.

Fünf Jahre später zeigt die Ausbildung große Wirkung: Die damals ausgebildeten Young Coaches haben ihr Wissen und ihre Motivation an über 200 weitere Flüchtlinge (Peer Young Coaches) weitergegeben, die jetzt ebenfalls als Trainerinnen und Trainer für Kinder agieren. Somit profitierten in den vergangenen Jahren mehr als 6.000 Kinder in den Camps von den sozialen Fußball-Aktivitäten.

Dass die Bemühungen der Bundesligisten zur Nachhaltigkeit inzwischen Früchte tragen, zeigen auch die Nominierungen zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2023. Neben Werder Bremen, dem VfL Bochum und dem FC St. Pauli gehört hierzu auch die Initiative „Vom Feld in den Fanshop“, die eine indische Baumwollkooperative aus ungefähr 450 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern bei der Umstellung auf biologischen Baumwollanbau unterstützt und der inzwischen 9 deutsche Profivereine angehören.