Professionelle Nachhaltigkeitsberichte

Zu den verpflichtenden Lizenzierungskriterien der DFL gehört künftig die regelmäßige Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts. In den letzten Wochen haben einige Profivereine entsprechende Berichte auf der DFL Seite „bundesliga-wirkt“ veröffentlicht. Wir haben sie uns angeschaut.

Werder Bremen hatte bereits vor acht Jahren als einer der ersten Bundesligisten einen eigenen Nachhaltigkeitsbericht vorgelegt und präsentiert nach längerer Pause nun wieder ein umfangreiches Dokument. Auf über 50 Seiten blickt der Bericht auf die in der Saison 2022/23 umgesetzten Projekte zurück und bildet die wichtigsten Kennzahlen ab. So bezieht Werder beispielsweise bereits 100% Ökostrom. Bis 2040 sollen die Treibhausgas-Emissionen auf Netto-Null gesenkt werden, über 50% der Beschäftigten nutzen eine klimaneutrale Anreise im Berufsverkehr.

Vorgestellt wurde der Bericht beim Treffen der Nachhaltigkeitspartner auf der Grünen Bude und konnte dort von den rund 50 Netzwerkpartnern im Panel-Talk mit der Geschäftsführerin Sport & Nachhaltigkeit Anne-Kathrin Laufmann sowie Tanja Ferkau (IMPCT gGmbH) und Stefan Wagner (Sport for Future) diskutiert werden. Im Mittelpunkt stand dabei das kritische Thema „Fanmobilität“, also die An- und Abreise der Fans mit teils langen Wegen, die einen Großteil der CO2-Emissionen im Tagesgeschäft des Profi-Fußballs ausmacht. Hier müssen die Verbände mehr in die Pflicht genommen werden. Mit der Ausweitung der nächsten Fußball-Weltmeisterschaft und Fußball-Europameisterschaft auf verschiedene Austragungsländer nehmen sowohl FIFA wie auch UEFA aktuell keine Vorbildfunktion ein.

Seinen ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichte der VfL Bochum unter dem Titel „Zukunft als Gemeinschaft gestalten“. Als Teil der Nachhaltigkeitskommunikation soll er die bisherigen Erfolge, Herausforderungen und Ziele transparent darstellen. Er beruht er auf dem Standard des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK), in dessen Datenbank er auch aufgenommen wurde.

Leider bezieht er sich erst einmal nur auf den Berichtszeitraum der Saison 2021/22, doch sollen künftig digitale Lösungen tagesaktuelle Einblicke in Nachhaltigkeitsthemen und -daten ermöglichen. Darüber hinaus bietet der Klub bereits einen eigenen Newsletter für Nachhaltigkeit & CSR an.

In Fußballanalogien bringt der 1. FC Nürnberg seinen Nachhaltigkeitsbericht an den Start und schickt seine „Rot-schwarze Elf“ aufs Spielfeld. Das sind elf Fokusthemen aus allen Bereichen des Vereins, die der 1. FC Nürnberg und seine Anspruchsgruppen wie Mitarbeitende, Mitglieder, Fans und Partner in auf Basis einer Befragung in einer Wesentlichkeitsmatrix als wichtig bewertet hatten und deshalb in die Nachhaltigkeits-Startelf gestellt haben.

Auch hier wurde die Fan-Mobilität bei der Ermittlung des CO2 Fußabdrucks als mit Abstand größter Verursacher von Emissionen ermittelt. Zur Erfassung aller relevanten Werte setzt der Club künftig ein digitales Analysetool ein.

Der Hamburger SV, seit Dezember 2022 Mitglied im UN Global Compact – als zweiter Profifußballverein überhaupt in Deutschland nach Borussia Dortmund – berichtet im Nachhaltigkeitsbericht für das Geschäftsjahr 2022/23 über seine Aktivitäten in den Handlungsfeldern Heimathafen, Umwelt, Arbeitswelt und Spielregeln.

Ergebnis einer Bestandsaufnahme war, dass der Verein im Sozialen bereits viel vorweisen konnte, der größte Handlungsbedarf hingegen im Ökologischen lag. Hierzu wurden Informationen zusammengetragen, Daten erhoben und Prozesse zum Teil überhaupt erst einmal aufgebaut. Auf dieser Basis wurde für die Spielzeiten 2021/22 und 2022/23 sowohl für die HSV Fußball AG als auch für den Hamburger Sport-Verein e.V. erstmals der eigene CO2-Fußabdruck bilanziert.

Bemerkenswert ist, dass die gesamte Dokumentation ausschließlich online verfügbar ist. Ein starker Ansatz!

Bereits zum dritten Mal informiert der FC Augsburg mit einem Bericht über sein Nachhaltigkeitsengagement. Im Mittelpunkt steht die kontinuierliche Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie, die aus dem Leitbild mit der Unternehmensvision und -mission entwickelt und Ende 2021 unter dem Motto „Brücken bauen. Menschen bewegen. Umwelt schützen.“ vorgestellt wurde.

Die Fortschritte über die Zielerreichung in den Nachhaltigkeitssäulen werden am Ende des Berichts in einer Übersicht zum Zielmanagement dargestellt. Außerdem sind die Inhalte des Berichts sowohl zur DFL Nachhaltigkeitsrichtlinie wie auch zum GRI Standard referenziert.

Der SC Freiburg gehört zu den Pionieren in Sachen Nachhaltigkeit im Fußball. Etwas überraschend, dass der im Oktober 2023 veröffentlichte Bericht tatsächlich der erste formale Nachhaltigkeitsbericht der Breisgauer ist. Im Vorwort heißt es auch: „Als Sport-Club fangen wir nicht bei null an. Wir beschäftigen uns bereits seit Jahrzehnten aus Überzeugung mit verschiedenen Themen der Nachhaltigkeit. Im Bereich Ökologie zum Beispiel setzt der Sport-Club bereits seit 1995 durch die Installation der ersten Solaranlagen auf den Dächern eines Fußballstadions konsequent auf erneuerbare Energien. Auch die Einführung eines MehrwegBechersystems (im Jahr 1996) war zu dieser Zeit eine Besonderheit. Gleiches gilt für das Angebot eines KombiTickets (seit 1993) für eine klimaschonende An- und Abreise zum Stadion.“

Interessant zu sehen, wie die traditionellen nachhaltigen „Leuchttürme“ klimafreundliches Stadion und Fanmobilität in der methodischen Darstellung der Wesentlichkeitsmatrix des SC eher im oberen bzw. unteren Mittelfeld landen und dafür die Handlungsfelder „Erhalt der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit“ und „Förderung des Spitzen- und Breitensports“ die Spitzenplätze einnehmen.

Borussia Dortmund veröffentlicht für die Saison 2022/2023 bereits den siebten Nachhaltigkeitsbericht und zeigt auf, welche weiteren Entwicklungsschritte der Verein im Rahmen des ganzheitlichen Nachhaltigkeitsmanagements im letzten Jahr gegangen ist. Wie gewohnt eine höchst professionelle und informative Lektüre, ergänzt um den aktuellen Stiftungsbericht. Die BVB-Stiftung „leuchte auf“ hat seit 2012 mehr als 300 soziale Projekte unterstützt und über drei Millionen Euro in soziale Projekte investiert.

Der FC St. Pauli bohrt bekanntlich mit die dicksten Bretter in Sachen Nachhaltigkeit – so auch aktuell. Als erster Profi-Fußballclub weltweit hat der Kiez-Club eine Gemeinwohl-Bilanz veröffentlicht. Kein Hochglanzprospekt, an dem die Marketingabteilung großen Anteil hat, sondern nüchterne 162 Seiten Zahlen und Fakten zum Kriterienkatalog des Gemeinwohlökonomie e.V., einer Non-Profit Organisation mit dem Ziel einer ethischen Wirtschaftskultur.

Wir finden das so interessant, dass wir dies im nächsten Monat in einem separaten Blogbeitrag besprechen werden.