Mailand oder Madrid? Hauptsache Miami

Wie weit geht die Globalisierung des Fußballs?

Was für die nordamerikanischen Profiligen NFL und NBA mittlerweile Realität ist, die jährlichen Ligaspiele in Europa, rückt vielleicht auch für den europäischen Fußball in den Bereich des Möglichen. Im letzten Jahr scheiterte grade noch der Plan, das La-Liga-Spiel zwischen Atletico Madrid und CF Barcelona in Miami auszutragen. Dieser gescheiterte Versuch scheint nun jedoch Teil eines größeren Puzzles zu sein. Die Einigung zwischen dem Fußball-Vermarkter Relevent und US Soccer weckt nun doch wieder alte Befürchtungen.
Nach jahrelangem Rechtsstreit über die Durchführung von europäischen Ligaspielen in den USA, haben sich Relevent und US Soccer nun geeinigt. Relevent zieht seine Klage zurück, in der dem Verband vorgeworfen wurde, ausländische Ligaspiele in den USA zu blockieren. Klingt nach einem Sieg für US Soccer? Nicht wirklich. Die Einigung ebnet den Weg für zukünftige Spiele – nur eben unter veränderten Vorzeichen.

Relevent: Strippenzieher des europäischen Fußballs in den USA

Relevent hat sich längst breiter aufgestellt. Neben La Liga kooperiert das Unternehmen auch mit der Bundesliga. Und jetzt kommt der Clou: Relevent sicherte sich kürzlich die globalen Vermarktungsrechte für die UEFA-Clubwettbewerbe ab 2027/28. Champions League, Europa League und Conference League – alles unter dem Dach eines Vermarkters, der jüngst an einem La-Liga-Spiel in Miami scheiterte.

US Soccer gibt sich versöhnlich: „Wir freuen uns, diese Angelegenheit hinter uns zu lassen und uns darauf zu konzentrieren, das Spiel weiterzuentwickeln.“ Doch wie viel Kontrolle hat der Verband wirklich? Relevent hat nicht nur kommerzielle Partnerschaften, sondern auch die finanziellen Mittel, um die Regeln des Spiels mitzubestimmen. Wird das Champions League Finale also doch zum amerikanischen SoccerBowl?

Die Rückkehr der Globalisierungsfantasien

Die Einigung zwischen Relevent und US Soccer ist mehr als nur ein formaler Akt. Der Traum von Ligaspielen im Ausland ist nicht tot, er ruht nur. Mit Relevent im Rücken könnten europäische Ligen bald ernsthafte Pläne schmieden, regelmäßig Spiele in den USA auszutragen. Die Argumentation bleibt immer die gleiche: Steigerung der Markenbekanntheit, Erschließung neuer Märkte, mehr Umsatz. Mehr Profit.

Die Fan-Reaktion: Frust und Widerstand

Was bedeutet das für uns Fans? Vermutlich eine Mischung aus Frust und Widerstand. Die anfängliche Empörung in Spanien über den Miami-Plan mag verflogen sein, doch die grundsätzlichen Bedenken bleiben. Werden die Interessen der lokalen Fans weiterhin ignoriert? Wird der Fußball endgültig zum globalen Medien-Produkt, entkoppelt von lokalen Wurzeln und regionaler Identität? Stuttgart International auch in Florida? Schwer zu glauben.

Fazit: Ein Spiel mit offenem Ausgang

Die Einigung zwischen Relevent und US Soccer ist ein Wendepunkt. Sie zeigt, dass die Globalisierung des Fußballs nicht aufzuhalten ist, sondern lediglich neue Wege findet. Ob diese Wege zu einer Win-Win-Situation führen oder die Kluft zwischen Fans und Kommerz weiter vertiefen wird, bleibt abzuwarten. Aber vielleicht kommt ja auch alles ganz anders – und US-Präsident Trump erhebt seine gefürchteten Zölle auch auf den europäischen Fußball …