Wir alle rühmen uns immer für die große Kraft, die der Fußball besitzt und welch positiven Einfluss er auf all seine Protagonisten haben kann. Das ist richtig und muss auch weiter aufrechterhalten werden. Fakt ist aber leider auch, dass die Möglichkeit, Themen und Meinungen in die Öffentlichkeit tragen zu können, auch oft missbraucht wird. Von Extremisten, die ihre undemokratische, gewalt- und geschichtsverherrlichende und menschenverachtende Ideologien kundtun wollen und durch den Fußball eine hervorragende Bühne gefunden haben.
Der Fußball ist ein Abbild unserer Gesellschaft. In Deutschland geht die größte Gefahr vom Rechtsextremismus aus. Auch diese Tatsache kann auf den Fußball übertragen werden. Egal ob Gedenkfeiern für stadtbekannte Neonazis oder antisemitische, antiziganistische, homophobe und rassistische Parolen und Banner gegen Fanszenen, die sich seit Jahren für Toleranz und Gleichberechtigung einsetzen. Beispiele für rechtsextreme Vorfälle gibt es zur Genüge. Die Fragen, die sich Verbände und Vereine jetzt stellen müssen sind: „Warum ist es immer wieder möglich, dass es zu derartigen Vorfällen kommt? Haben wir in den letzten Jahren genügend im Kampf gegen Rechtsextremismus getan?“ Manch einer mag nun argumentieren, dass andere Länder deutlich größere Probleme mit Rechtsextremismus haben. Etwa die Italiener, bei denen sich Rechtsextremismus eher noch stärker als bereits in der Vergangenheit ausbreitet, da auch vermeintlich linke Gruppierungen wie die der AS Rom mittlerweile von Rechtsextremen dominiert werden. Ganz zu schweigen vom Stadtrivalen Lazio, wo Hakenkreuze und Hitlergrüße Gang und Gebe sind. Oder soll gar ein Vergleich mit Ungarn her? Die Vorfälle im Sommer wurden zur Genüge diskutiert und sollen, zumindest hier, nicht noch einmal durchgekaut werden.
Jedoch sollten wir, weil andere Länder noch größere Probleme mit den Extremisten von rechts haben, dieses bei uns nicht als geringfügig ansehen. Eine Maßnahme wäre stattdessen, das Problem als gemeinsames zu sehen und dieses auch zusammen anzugehen. Die klare Überzahl, nämlich die demokratisch Denkenden, muss endlich dafür sorgen, dass dieses Problem sowohl aus dem Fußball als auch aus der Gesellschaft verschwindet. Schließlich sind genügend rechtsextreme Gruppierungen gut organisiert und können teilweise auf ein europaweites Netzwerk zurückgreifen. Wie erste Schritte aussehen könnten, zeigt der Vergleich mit Großbritannien. Wer den Blick in die Premier League wirft, kann feststellen, dass hier kaum noch rechtsextreme Gruppierungen im Stadion vorzufinden sind. Das mag mit den ansteigenden Ticketpreisen zusammenhängen, könnten Kritiker argumentieren. Jedoch wäre dies auch eine Offenbarung des Gedankens, dass nur die gesellschaftlich, sozial schwächeren Schichten dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen sind. Das Gegenteil ist der Fall. Dass auch Personen mit akademischen Abschluss absolut menschenverachtendes Gedankengut besitzen und verbreiten können, ist bewiesen. Ein Blick in die deutschen Parlamente reicht hierfür. Es ist vielmehr die diverse und weltoffene Kultur, die im Stadion gelebt wird. Kampagnen der Football Association und von einigen Vereinen, die nicht nur zu einem bestimmten Zeitpunkt und nur zu PR Zwecken gefahren, sondern permanent durchgezogen werden, sorgen dafür, dass sich Rechtsextreme nicht mehr in den Stadien wohlfühlen. Natürlich wäre es jetzt naiv, wenn man glauben würde, das alleine reicht, jede Form von menschenverachtenden Gedankengut aus dem Stadion zu verbannen. Allerdings ist es ein Anfang, an dem sich Vereine und Verbände, die seit Jahren für Respekt und Toleranz werben, ein Beispiel nehmen sollten! Darüber hinaus ist es die Aufgabe eines jeden, sich gegen jede Ausprägung von Rechtsextremismus zu stellen und diesen nicht mehr zuzulassen!
Autor: Tobias Hügerich