Sportswashing in Katar?! – macht’s die Bundesliga besser?

Der jährliche Nachhaltigkeitsbericht des FC PlayFair! bewertet die Aktivitäten der Bundesligavereine: inwieweit werden die Bundesligavereine ihrer gesellschaftlichen Bedeutung und Verantwortung gerecht? 

Die Vereine der 1. und 2. Bundesliga selbst berichten auf der DFL Seite „Bundesliga wirkt“ laufend über ihr gesellschaftliches und soziales Engagement. Wir verfolgen das jedem Monat.

Die Anzahl der berichtenswerten Aktivitäten der Erst- und Zweitligisten haben sich bei rund 60 Beiträgen pro Monat eingependelt – das war auch im November so. Die überwiegende Mehrzahl betraf wieder den sozialen Bereich und dabei standen vor allem die Kinder im Mittelpunkt: Laternelaufen, St. Martins Umzüge, Sportaktionen, Weihnachtsgeschenke und Wunschbäume.

Aktionen zu Inklusion, gegen Rassismus und Gewalt, gegen das Vergessen und für LSBTIQ von mehreren Vereinen sorgten auch im November dafür, dass diese Themen im Blickfeld bleiben. Einen Schwerpunkt bildete die Gesundheit. Eintracht Braunschweig unterstützt die AIDS-Hilfe, Arminia Bielefeld führte eine Blutkrebstypisierung durch, der VfB Stuttgart startete eine Aktion gegen Hodenkrebs und der VfL Bochum rief gar einen ganzen Gesundheitsmonat mit verschiedenen Aktivitäten aus.

Nachhaltige Projekte zeichnen sich im Idealfall durch eine nachhaltige Wirkung über eine lange Laufzeit aus. Zum 25-jährigen Jubiläum der „Aktion Ehrenamt“ des DFB gab es Aktionen beim 1. FC Heidenheim, der TSG Hoffenheim und bei Eintracht Frankfurt. Noch länger, bereits seit 1993 ist der VfB Stuttgart Partner der Kinderkrebs-Nachsorgeklinik Tannheim, die er bereits vor deren eigentlichen Gründung unterstützte und die jetzt ebenfalls ihr 25-jähriges Jubiläum feierte.

Seit dem Sommer ist der SV Werder Bremen als erster deutscher Profi-Verein Klubmitglied der globalen Common Goal-Bewegung. Ein Prozent der Sponsoring- und Ticketingeinnahmen des SVW werden gespendet. Über die Verwendung der Spenden entscheiden die Mitglieder und Fans per Online-Abstimmung. Zur Wahl standen 3 Optionen: LGBTQ+Inklusion, Geschlechtergleichstellung und Klimaschutz.

Der SV Werder Bremen war auch mit einer eigenen Delegation beim Weltklimagipfels im ägyptischen Sharm El-Sheikh (COP 27) vertreten. Wertvoll sei insbesondere der Netzwerkcharakter des Gipfels inklusive des Austausches mit anderen Firmen, die großen Wert auf nachhaltiges Engagement, ihre gesellschaftliche Verantwortung oder innovative, klimaschonende Produkte legen, gewesen. Wir sind gespannt, was sich daraus in den nächsten Monaten konkret entwickeln wird!

Der SC Freiburg berichtet über eine Gesamtsumme von 310.000 Euro, mit der die Freiburger Fußballschule (180.000 €) zusammen mit der Achim-Stocker-Stiftung (130.000 €) die regionale Nachwuchsarbeit des SC Freiburg im Kalenderjahr 2022 unterstützt.

Schaut man sich die Verwendung der Gelder an, drängt sich die Frage auf, ob das wirklich ein gesellschaftliches Engagement ist oder nicht vielmehr die Finanzierung des Jugendspielbetriebs und eine Investition in den künftigen Kader – wie es jeder Bundesligist betreibt. 101.000 € davon gehen nämlich als Honorare an Jugendtrainer/innen und Übungsleiter/innen, 56.000 € an Kooperationsvereine, 35.000 € in den Fahrdienst für talentierte Jugendliche und 19.500 € in Sport-Quartiere. 

Der Sport-Club beteiligt sich zudem an einer kostenlosen Aktion der Dürener Initiative „Fußballvereine gegen Rechts“. „4 Schrauben für Zivilcourage“: Interessierte Vereine können ein wetterfestes, vorgelochtes Kunststoffschild mit der Aufschrift „Kein Platz für Rassismus“ kostenlos erhalten, auf der Platzanlage montieren und so ein sichtbares Zeichen setzen. Mehr als 1.500 Vereine haben sich bis heute angeschlossen, darunter auch etliche Bundesligisten. Eine Möglichkeit, mit wenig Aufwand Flagge zu zeigen. Auch für jeden Amateurverein möglich und zur Nachahmung empfohlen! 

Seit 2013 engagiert sich das Netzwerk „Fußball stiftet Zukunft“ für gesellschaftliche Belange. Dem Kreis gehören Stiftungen oder stiftungsähnliche Einrichtungen an, die von Fußballverbänden, Fußballklubs oder aktuellen und ehemaligen Einzelsportlern eingerichtet wurden. 27 Organisationen haben nun gemeinsam den Verein „Fußball stiftet Zukunft e.V.“ gegründet. „Der Verein versteht sich als lernendes Netzwerk. Uns einen die gemeinsame Herkunft und die mit dem Fußball verbundenen Werte”, erklärt Lisa Niederdrenk. Die Geschäftsführerin der Lukas Podolski Stiftung wurde zur Vorsitzenden gewählt. Die teilnehmenden Stiftungen bleiben dabei eigenständig und setzen ihr mitunter jahrzehntealtes Engagement für die Gesellschaft fort. 

Zum Engagement des Vereins zählen künftig die Verleihung des Zukunftspreises an besonders im Ehrenamt engagierte Menschen in Sportvereinen oder anderen gemeinnützigen Organisationen. Weitere Inhalte sind die Organisation von Netzwerktreffen und eine gebündelte Öffentlichkeitsarbeit. Dazu zählt unter anderem die gemeinsame Webseite www.fussball-stiftungen.de

Der DSC Arminia Bielefeld, an dieser Stelle schon mehrfach lobend erwähnt, geht konsequent seinen Weg weiter und hat das Thema Nachhaltigkeit auf seiner Mitgliederversammlung aktiv in die Satzung unter §2 „Zweck und Aufgabe des Vereins“ aufgenommen. Starke 96,03% der anwesenden stimmten für den Antrag. 

„Der DSC Arminia Bielefeld e.V. kennt seine hohe soziale und gesellschaftspolitische Verantwortung und versteht sie als Auftrag. Der Club etabliert dieses Bewusstsein in seinem Handeln und setzt sich aktiv dafür ein, ein nachhaltiges Handeln in sozialer, ökologischer und ökonomischer Hinsicht in allen Abteilungen des Vereins umzusetzen.“ heißt es nun in der Satzung des Vereins.

Mit Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Nürnberg haben zwei Vereine einen aktuellen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Der “Club“ hat sich in diesem Jahr auf den Weg gemacht, eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln. Sein „Nachhaltigkeitsbericht 2022“ ist erstmals in die drei Nachhaltigkeitsbereiche Ökonomie, Ökologie und Soziales gegliedert und informiert auf 116 bunten Seiten über das gesellschaftliche Engagement. Erstmalig ist der Report auch barrierefrei, dank der Vertonung und Unterstützung des langjährigen FCN-Aufsichtsrats Günther Koch. Eine tolle Idee!

Pünktlich eine Woche vor der Mitgliederversammlung hat die Fortuna aus Düsseldorf ihren CSR-Report für die Saison 2021/22 veröffentlicht. Der 36-seitige Report, der nach dem Vorwort des Vorstands in die Kapitel „Einleitung und Ausblick“, „Ökologie“, „Ökonomie“ und „Soziales“ aufgeteilt ist, zeigt umfassend die Prinzipien der CSR-Arbeit bei der Fortuna und stellt die zahlreichen Aktivitäten und Projekte vor, bei denen sich der Club engagiert.

Interessant war für uns auch zu sehen, was von der DFL und den Bundesligisten nicht auf der Plattform präsentiert wird. Mit Werder Bremen, Hertha BSC Berlin und dem Hamburger SV haben mindestens drei Vereine klare Statements zur WM in Katar abgegeben – auf #bundesligaWIRKT hat es keines davon geschafft. Schade!