Jahresabschluss – Nachhaltigkeit im Dezember

Die Vereine der 1. und 2. Bundesliga berichten auf der DFL Seite „Bundesliga wirkt“ laufend über ihr gesellschaftliches und soziales Engagement. Wir schauten auch im Dezember genau hin: inwieweit werden die Bundesligavereine ihrer gesellschaftlichen Bedeutung und Verantwortung gerecht? Welche der rund 60 dort aufgeführten Aktionen sind besonders erwähnenswert?

Der überwiegende Teil der Aktivitäten war natürlich mit dem Thema „Weihnachten“ verbunden. Kaum ein Verein ohne Adventsabend, Winterfest, Weihnachtstag oder Bescherung für Kinder und Bedürftige. Zum ebenso aktuellen Thema „WM in Katar“ gab es dagegen keinen einzigen Beitrag – keine Diskussionsrunde, keine Infoveranstaltung, kein Statement.

Nachhaltig gelebte Erinnerungskultur bot der Hamburger SV mit einer Kundgebung für Ramazan Avci 37 Jahre nach dessen Ermordung am S-Bahnhof Landwehr. Die Täter kamen damals aus dem Umfeld der Lohbrügger Neonaziszene und der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP). Sie waren HSV-Fans und Skinheads, und einige von ihnen waren in der Fanszene bekannt. Diese Transparenz im Umgang mit der Geschichte des HSV und seiner Hooliganszene Ende der 80er-Jahre leistet einen wichtigen Beitrag, dass Rassismus in unserer Gesellschaft und in unseren Stadien keinen Platz hat. „Raute ist Vielfalt.“ – nicht nur ein Schlagwort!

Der FC Schalke 04 positioniert sich mit einem Kinderschutzkonzept. Im Bewusstsein der Verantwortung zum Schutz aller Kinder und Jugendlichen, die dem Verein anvertraut werden, wird aktuell ein weitreichendes Schutzkonzept entwickelt. In der Basisschulung erlernen alle zuständigen Ansprechpersonen Zahlen, Daten, Fakten und rechtliche Aspekte über sexualisierte Gewalt im Sport, während in der Aufbauschulung die Rolle und Aufgabe als Ansprechperson im Verein definiert wird.

Noch einen Schritt weiter ist der Karlsruher SC, der in Zusammenarbeit mit „KSC TUT GUT.“ und Expert*innen alle bisherigen Kinderschutzmaterialien überarbeitet hat und diese jedem interessierten Verein zur Verfügung stellt. Die Materialien – von der eigenen Kinderschutz-Broschüre „Kinderrechte Sind Cool“ über ein Plakat für die Kabine bis hin zu einem Elternbrief, einem Verhaltensleitfaden und einer Selbstverpflichtungserklärung für Trainer*innen – können hier heruntergeladen werden.

Eine schöne und verdiente Würdigung des Ehrenamts erfuhren die Sehbehindertenreporter von Eintracht Braunschweig, denen von Ministerpräsident Stephan Weil der Niedersachsenpreis für Bürgerengagement überreicht wurde. Dieses Engagement, das es mittlerweile bei vielen Vereinen gibt, ermöglicht den Fans mit Sehbehinderungen ein intensives Stadionerlebnis.

Die SpVgg Greuther Fürth hat die PV-Anlage auf dem Stadiondach im Sportpark Ronhof fertiggestellt. Sie besteht aus 780 Modulen und weist eine maximale Leistung von 319,80 kwp auf.

Der FC Schalke 04 stellt sein Bechersystem in der VELTINS-Arena um und führt ein Mehrwegbechersystem ein. Vollständig zumindest bei allen Großveranstaltungen und Konzerten, bei den Heimspielen der Knappen verwendet das Schalker Catering Einwegbecher noch im Gästebereich.

Auch der VfB Stuttgart treibt das Thema Nachhaltigkeit weiter voran. Neben dem Ersatz von Einwegbechern durch Mehrwegbecher auch in den letzten verbliebenen Einsatzorten der Mercedes-Benz Arena soll es mit dem Rückrundenauftakt ein Angebot von überwachten Fahrradstellplätzen geben.

Ein Hauptaugenmerk gilt künftig der kontinuierlichen Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks. Um Treibhausgasrisiken und diesbezügliche Chancen besser zu verstehen und zu managen, sollen

sämtliche Umweltkennzahlen hierfür gesamthaft digital erfasst werden und daraus nach jeder Saison eine Unternehmens-Treibhausgasbilanz nach dem „Greenhouse Gas Protocol“ berechnet werden.

Um einen Basiswert zu erhalten, wurde erstmalig für die Saison 19/20 eine solche Bilanz erstellt und ein Gesamtwert von rund 8.000 t CO2 ermittelt. Den größten Einzelposten bildet mit über 40% die Fan-Mobilität bei Heimspielen. Ein klarer Hinweis darauf, wie wichtig alle Maßnahmen sind, die die Zuschauer bei einer umweltfreundlichen Anreise mit dem ÖPNV oder dem Fahrrad unterstützen. Aufgrund der Corona-Situation wird erst wieder der Wert ab der Saison 22/23 mit diesem Ausgangswert vergleichbar sein.

Eine Zusatzanalyse der Reisen der Lizenzspielerabteilung für die vergangene Saison 2021/2022 weist stolze 10 Inlandsflüge auf – unter anderem nach Berlin, Köln und Dortmund. Hier sollte es doch sinnvollere Alternativen geben!

Der VfL Wolfsburg, seit nunmehr einem Jahrzehnt Vorreiter im Profifußball für eine transparente und umfangreiche Nachhaltigkeitsberichterstattung, hat seinen Nachhaltigkeitsbericht 2022 veröffentlicht. Die bereits 6. Auflage des Berichts nach den Richtlinien der Global Reporting Initiative (GRI) beleuchtet besonders die beiden Fokusthemen Regionalität und Klimaschutz und zeigt teils innovative Lösungen und umfassende Maßnahmen in für den VfL Wolfsburg wesentlichen Themenfeldern auf. Beispielsweise zur CO2-Transparenz im Onlineshop, zu Filterlösungen für Mikroplastik auf Kunstrasenplätzen oder im Themenfeld Biodiversität. Im Sommer 2021 verabschiedeten sich die Grün-Weißen von der Dachbezeichnung „Gemeinsam bewegen“ für die CSR-Maßnahmen und -Projekte und stellen den aktuellen Bericht erstmals unter das neue Motto „Wir für morgen. One Team. Many Goals.“

Übrigens haben Stand Ende Dezember 2022 lediglich 11 der 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga einen Nachhaltigkeits- oder CSR-Bericht auf der zentralen DFL-Plattform eingestellt. Wir meinen: Ein Armutszeugnis!

Unter der Schlagzeile „Top-Platzierung im globalen Nachhaltigkeitsreport des Sports“ vermeldet der SV Werder Bremen eine Auszeichnung durch die unabhängige Non-Profit-Organisation „Global Sustainability Benchmark in Sports“. Die Grün-Weißen stehen auf dem 8. Platz von über 50 untersuchten professionellen Organisationen aus dem Sport.

Welchen Wert eine solche Auszeichnung hat, ist schwierig nachzuvollziehen. Ein Blick in die Studie zeigt, dass weltweit über 300 professionelle Sportorganisationen zum Mitmachen eingeladen wurden, von denen letztlich 51 im Benchmark bewertet wurden. Etwa die Hälfte aus dem Fußball, der Rest aus anderen Sportarten wie Basketball, American Football, Baseball oder Motorsport. Die Bewertung der 31 europäischen Teilnehmer mit 55 von maximal 100 Punkten ist im Schnitt deutlich höher sind als die der 20 amerikanischen Organisationen (24/100).

Gewinner des GSBS Awards für den höchsten Gesamtwert wurde die „Formel E“ mit 80 von 100 möglichen Punkten. Die deutschen Bundesligisten platzierten sich weitgehend im vorderen Viertel: Borussia Dortmund (2. Platz / 74 Punkte), VfL Wolfsburg (5./71), Werder Bremen (8./66), Schalke 04 (12./61). Lediglich der FC Bayern München fällt mit 53 Punkten und dem 17. Platz etwas ab.

Während die deutschen Clubs also gut abschnitten, landete die DFL mit 43 Punkten und Platz 28 weit hinter UEFA (9./65) und FIFA (18./51). Aus dem Fußballbereich wurden lediglich Chelsea, Inter Mailand und PSG schlechter bewertet.

Solche Ranglisten zeigen immer wieder, wie wichtig einheitliche Kriterien und transparente Bewertungen sind. Aufgaben, die sich die DFL im Rahmen ihres Lizenzierungsverfahrens für 2023 vorgenommen hat. Wir sind gespannt… und werden berichten!