Ein nachhaltiger Start in 2023?

Die Vereine der 1. und 2. Bundesliga berichten auf der DFL-Seite „Bundesliga wirkt“ laufend über ihr gesellschaftliches und soziales Engagement. Wir schauten auch im Januar wieder genau hin: Inwieweit werden die Bundesligavereine ihrer gesellschaftlichen Bedeutung und Verantwortung gerecht? Welche der dort aufgeführten Aktionen sind besonders erwähnenswert?

Erinnerungstag und indische Baumwolle

Mehr als die Hälfte der über 70 Aktionen bezog sich in diesem Monat auf den „Erinnerungstag im deutschen Fußball“, mit dem der deutsche Profifußball seit 2004 rund um den 27. Januar der Opfer des Nationalsozialismus gedenkt. Dieser Tag, an dem die Überlebenden im Konzentrationslager Auschwitz befreit wurden, jährte sich zum 78. Mal und stand dieses Mal im Zeichen des Widerstands der Frauen im Nationalsozialismus.

Unter dem Motto „!Nie wieder“ der gleichnamigen Initiative und mit dem Hashtag #WeRemember der globale Erinnerungskampagne des World Jewish Congress richten sich Einzelpersonen, Fangruppen und Fanprojekte, Vereine, Verbände und Institutionen insbesondere aus dem Fußball gemeinsam gegen Rassismus, Diskriminierung und Antisemitismus.

Fast alle Vereine der 1. und 2. Bundesliga haben sich auch in diesem Jahr an der Aktion beteiligt – mit unterschiedlicher Intensität. Beispielhaft sei hier die Berliner Hertha genannt, die unter anderem zusammen mit der israelischen Botschaft und dem World Jewish Congress ein Zeitzeugengespräch veranstaltete. Dabei berichtete der 97-jährige Auschwitz-Überlende Albrecht Weinberg über sein bewegtes Leben. Zuhörer waren neben Mitarbeitern und Funktionären vor allem die U17 und U19. Herthanerinnen und Herthaner behalten die Vergangenheit in Erinnerung – so steht es im Ethikkodex des Vereins fest verankert.

Der FC Augsburg hat als zentralen Baustein seines Engagements für Erinnerung eine Kooperation mit der KZ-Gedenkstätte Dachau gestartet und nutzt seine Plattform und Reichweite, um Themen, Bildungsangebote und Aktionen der Gedenkstätte zu transportieren und dadurch dem Thema Erinnerungsarbeit einen regionalen Bezug geben.

Während viele Vereine sich mit dem Thema intensiv auseinandersetzten und Ausstellungen, Lesungen, Podiumsdiskussionen und Stadionaktionen – oft zusammen mit lokalen Organisationen – durchführten, beschränkten sich andere im Wesentlichen darauf, auf ihrer Homepage auf den Anlass hinzuweisen und am Aktionsspieltag entsprechende Bilder der Mannschaften mit dem Motto des Erinnerungstags zu veröffentlichen.

Eine weitere gemeinsame Aktion von insgesamt neun Proficlubs war der Besuch einer Kooperation von Baumwollbäuerinnen und -bauern in der indischen Provinz Gujarat. Die Initiative „Vom Feld in den Fanshop“ unterstützt Baumwollbetriebe finanziell und strukturell bei der Umstellung vom Anbau konventioneller Baumwolle auf Organic Cotton. Neben den Kleinbauern und den Feldern der Baumwollkooperative wurden auch Fabriken zur Weiterverarbeitung der Rohstoffe besucht. Ziel ist es, die nachhaltige Produktion von Fanartikeln zu fördern und das Bewusstsein für die Umwelt zu schärfen.

Neben dem Anbau von ökologisch nachhaltiger Baumwolle spielen Bildung und die Grundlage für sportliche Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen die Hauptrolle im gemeinsamen Projekt der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), des Textilunternehmens BrandsFashion und der teilnehmenden neun Vereine. Neben der Schulbildung bekommen die Mädchen und Jungs in der Region Zugang zu mindestens einer Mahlzeit am Tag und sauberem Trinkwasser und betätigen sich gemeinsam sportlich. Entsprechend stand auch der Besuch von Schulen auf dem Programm der deutschen Delegation.

Seit einem Mitgliederbeschluss aus dem Jahr 2019 beschäftigt sich die Steuerungsgruppe Diversität beim FC St. Pauli damit, paritätisch besetzte Gremien zu schaffen. Das Präsidium des Vereins hat nun Leitlinien verabschiedet, um Diversität und Inklusion beim Arbeitgeber FC St. Pauli zu fördern. Mit diesem Schritt soll das Arbeitsumfeld vielfältiger, offener und inklusiver werden.

Der Verein will damit nicht nur nach außen seiner sozialen Verantwortung gerecht werden, sondern Fairness und Chancengleichheit auch nach innen leben. Gleichzeitig hilft eine vielfältige Belegschaft, mehr Perspektiven und Stimmen wahrzunehmen, um sich als Unternehmen zu verbessern.

Der 1. FC Nürnberg startete die Kampagne „Ehrensache Sportplatz“, die zu einem besseren Umgang auf und neben dem Sportplatz führen soll. Wichtiger Baustein ist dabei eine „Sportplatz-Etikette“, die das Miteinander von Schiris und Vereinen im Sinne des Sports verbessern soll und bei deren Gestaltung jede*r Fußballinteressierte aktiv mitwirken kann.

Auch in puncto Nachhaltigkeit geht es voran – dabei muss es nicht immer der große Wurf sein. In Augsburg und Rostock wurde im Catering auf Mehrwegbecher umgestellt, in Kaiserslautern startete der Austausch der bestehenden Flutlichtanlagen am Nachwuchsleistungszentrum gegen nachhaltige LED-Flutlichter. Neben einem deutlich niedrigeren Energieverbrauch von bis zu 70% weniger Strombedarf reduzieren sich auch die Wartungskosten aufgrund der Nutzungsdauer von rund 25 Jahren.

Der FC Hansa Rostock hat am Ostseestadion zusätzliche Fahrradstellplätze geschaffen mit neuen Bügeln, an denen jeweils bis zu vier Fahrräder abgestellt und angeschlossen werden können. Da die Kosten von der Stadt übernommen wurden, konnte der Verein noch eine Kombistation in Hansa-Design spendieren, an der die Räder aufgepumpt und kleinere Reparaturen durchgeführt werden können.

Eine Reihe mildtätiger Aktionen rundet das Bild im Januar ab: Benefizturnier und Blutspenden in Braunschweig, Training für Fans in Gladbach und Leverkusen, Schulsachenspenden in Bochum, Unterstützung für kranke Kinder und Menschen in Not durch verschiedene Vereine. Der 1. FC Köln setzte sein besonderes Engagement für Geflüchtete aus der Ukraine fort mit einer Weihnachtsfeier am 6. Januar, dem Heiligen Abend der orthodoxen Christen.

Auf den Spielfeldern sind die beiden Ligen schwungvoll in die Rückrunde gestartet. Werden auch die sozialen und gesellschaftlichen Aktivitäten Fahrt aufnehmen? Wir sind gespannt auf den Februar!