Nachhaltigkeit nimmt weiter Fahrt auf!

Die Vereine der 1. und 2. Bundesliga berichten auf der DFL-Seite „Bundesliga wirkt“ laufend über ihr gesellschaftliches und soziales Engagement. Wir schauten auch im März wieder genau hin: inwieweit werden die Bundesligavereine ihrer gesellschaftlichen Bedeutung und Verantwortung gerecht? Welche der dort aufgeführten Aktionen sind besonders erwähnenswert?

Nachdem die Lizenzierung der 1. und 2. Bundesliga für die kommende Saison 23/24 erstmalig auch an die Erfüllung von Nachhaltigkeitskriterien gekoppelt ist, nimmt auch die Berichterstattung der Vereine weiter Fahrt auf. Mit deutlich über 100 Maßnahmen im März wurden auf „Bundesliga wirkt“ rund doppelt so viele Aktivitäten eingestellt wie noch in den Vormonaten.

Einen zentralen Schwerpunkt bildete mit rund 30 verschiedenen Veranstaltungen die Teilnahme an den „Internationalen Wochen gegen Rassismus“, die unter dem Motto „Misch dich ein“ stattfanden. Neben symbolträchtigen Spieltagsaktionen fanden deutschlandweit Diskussionen, Workshops und Schulveranstaltungen der Vereine zum Thema statt.

Auch die Hilfe für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien ging weiter. Unter der etwas vollmundigen Überschrift: „Erdbebenhilfe: FC-Stiftung spendet 100.000 Euro“ vermeldet der 1.FC Köln den größten Betrag. Dahinter steht ein Spendenaufruf einer Allianz Kölner Sport rund um Fortuna Köln, Viktoria Köln, die Kölner Haie, die RheinStars Köln und den 1. FC Köln, der 80.000 Euro erbrachte und durch die FC-Stiftung auf 100.000 Euro aufgerundet wurde.

Rund um das Heimspiel des 1. FSV Mainz 05 gegen den FC Augsburg kam die Summe von 27.700 Euro durch Spenden der Profis, Trainer und des Staffs, von Mainz 05 hilft e. V. und den Mainzer Fans im Rahmen der Pfandbecher-Sammelaktion zusammen. Das Nachwuchsleistungszentrum des 1. FSV Mainz 05 ergänzte um 25 Kisten mit Winterkleidung für die Opfer des Erdbebens.

Viele kleine lokale Aktionen im Bereich „Soziales“ deckten wieder ein großes Spektrum ab: Vesperkirche, Unterstützung von Tafeln, Wärmebusse, Förderung von Inklusion, Programme für Kinder. Für das Klima wurden Bäume gepflanzt und Putzaktionen durchgeführt. Auch wenn manchmal ein langfristigeres und damit nachhaltiges Wirken wünschenswert ist – jede ernst gemeinte Initiative hilft. Und mit der SpVgg Fürth ist ein weiterer Verein dabei, auf seinen bestehenden Tribünendächern eine PV-Anlage zu installieren, mit immerhin rund 2.900 PV-Modulen und einer Leistung von ca. 1,2 MWp.

Interessant und erfreulich ist der Trend, dass sich immer wieder verschiedene Vereine zusammenschließen und in einem Thema vorangehen. So wurde im Rahmen des Projekts „Leicht Kicken“ zusammen mit der Beratungsstelle für Inklusion im Fußball „KickIn!“ und der Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft (BBAG) ein Online-Fachwörterbuch entwickelt, das über 200 Fußballbegriffe in Leichter Sprache erklärt und somit vielen Anhängerinnen und Anhängern mehr Partizipation im Sport ermöglicht. Von Seiten der Bundesliga waren Hertha BSC Berlin, Schalke 04, Borussia Dortmund, Werder Bremen, der FC St. Pauli und der Hamburger SV am Werk. Am Projekt „Steilpass – Fußballjobs für Alle“ sind als Modellklubs der SC Freiburg, der VfL Wolfsburg und der FC St. Pauli beteiligt. Hier sollen Diversität und Inklusion im Berufsfeld Fußball entwickelt werden, etwa durch Tools zur inklusiven Arbeitsplatzgestaltung und Audits zur Barrierefreiheit der Arbeitsplätze. Zudem sollen lokale und überregionale Unterstützungs- und Kooperationsnetzwerke zu Inklusion und Diversität am Arbeitsplatz aufgebaut und ein inklusiv gestaltetes Weiterbildungs- und Mentoringprogramm zum Fußballmanagement geschaffen werden.

Neben Werder Bremen, Eintracht Frankfurt, dem VfB Stuttgart und Hertha BSC Berlin kooperiert nun auch der VfL Bochum 1848 mit „Fußball kann mehr“. Die gemeinnützige Netzwerkorganisation setzt sich für Geschlechtergerechtigkeit und mehr Diversität im Fußball ein und bietet konkrete Unterstützung für Frauen im Fußball.

Die Verankerung der Nachhaltigkeit in den Lizenzierungsrichtlinien der DFL hat auch zur Folge, dass sich die Vereine methodisch damit auseinandersetzen müssen und dies in Nachhaltigkeitsberichten dokumentieren müssen. Bisher hatte nur rund ein Drittel der Erst- und Zweitligavereine einen solchen Bericht auf der DFL-Seite „Bundesliga wirkt“ eingestellt.

Borussia Mönchengladbach und die SpVgg Greuther Fürth sind nun dort mit ihren ersten Berichten vertreten. Beide Berichte zeichnen sich durch eine pragmatische Herangehensweise aus und berichten über vielfältige Maßnahmen der Vergangenheit und die Ziele der Zukunft. Durchaus eine empfehlenswerte Lektüre, zumal sie recht unterhaltsam verfasst sind.

Inhaltlich verwundert ein wenig der Vergleich der jeweils ausgewiesenen Schadstoffemissionen. Während die Borussen für die Saison 19/20 39.469,24 Tonnen CO2 bilanzieren, liegen die Kleeblätter in der Saison 21/22 nach ihren Berechnungen für Scope 1 bis 3 bei insgesamt nur bei 1.585,97 Tonnen CO2e. Dies zeigt, wie notwendig – bei aller wünschenswerten Individualität der Berichte – eine klare Definition von bestimmten Werten durch die DFL und deren standardisierte Ermittlung ist.

Auch Eintracht Frankfurt hat eine übergreifende Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt und dazu nicht nur einen Nachhaltigkeitsbeirat gegründet, sondern sich auch der Messbarkeit auf Basis eines datengetriebenes ESG-Ratings verpflichtet. Die bisherigen Ergebnisse zeigen laut Vorstandssprecher Axel Hellmann, dass sich die Eintracht in den Bereichen Social und Governance auf einem guten Weg befindet, insbesondere im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit jedoch noch großer Handlungsbedarf besteht. Schön wäre es, wenn dieses Rating auch den interessierten Fans im Detail offengelegt und Fortschritte damit für jedermann nachvollziehbar gemacht würden!

Auch der FC Schalke 04 berichtet über die Verankerung der Nachhaltigkeitsstrategie in den Vereinsstrukturen, nachdem unlängst für jeden Bereich konkrete Themenfelder definiert wurden. Auch hier soll ein Fortschritt-Score entwickelt werden, um die Arbeit messbar zu machen. Dieser ist aber noch, um im Jargon der Knappen zu sprechen: „in Mache“.

Ein schönes Beispiel, wie auch mit notgedrungen weniger Ressourcen als bei den Schwergewichten der Branche eine Nachhaltigkeitsstrategie methodisch sauber entwickelt werden kann, zeigt der SSV Jahn Regensburg. Dessen neues Nachhaltigkeits-Leitbild mit dem Leitmotiv „Füreinander“ wurde in den vergangenen neun Monaten auf Basis einer Wesentlichkeitsanalyse und aus der Jahn Organisation heraus mittels mehrerer Workshops erarbeitet. Neben der Weiterentwicklung der bereits ergriffenen Maßnahmen wird das Streben definiert, in drei Lebensbereichen mit neun zentralen Handlungsfeldern und mit vier Initiativen zukunftsgerichtete Zielbeiträge entlang der bestehenden Markenwerte zu verwirklichen.

Die Lizenzierung für die Saison 23/24 rückt immer näher – was bedeutet das für die Nachhaltigkeitsaktivitäten der Bundesligisten im April? Wir werden berichten!