Diskriminierungs-Vorfall bei einem der größten Jugendfußballturniere der Welt

FC PlayFair!: Das war sehr ausführlich und auch sehr emotional. Trotzdem hast Du es geschafft, bei einem solchen Thema sachlich zu bleiben. Dafür größten Respekt.

Die Ereignisse liegen jetzt ein paar Wochen zurück. Gab es seitdem noch einen Austausch oder Versuche von Seiten des Turnierveranstalters, auf Dich zuzukommen?

Nico Salfeld: Nein, gar nicht. Es gab keine Gespräche mehr. Ich glaube der große Turnierveranstalter hat das auch gar nicht mehr weiter mitbekommen und für den sogenannten „Big Boss“ war das Thema nach dem Gespräch abgehakt. Für mich war relativ schnell klar, dass ich das nicht unkommentiert stehen lassen kann und öffentlich machen möchte. Ich möchte darauf hinweisen, dass auch in einem Land wie Schweden, das auf einem sehr guten Weg im Kampf gegen Diskriminierung und für Gleichberechtigung ist, noch immer zu solchen Vorfällen kommt. Genau bei so einem Turnier wäre es wichtig gewesen zu sagen: „Wir haben auch Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter mit einer Einschränkung dabei, aber die können ganz normal ihrem Hobby nachgehen und die bekommen die Spiele auf dem Niveau, die sie auch verdienen.“ Da sollte man nicht sagen, aufgrund Deiner körperlichen Behinderung bekommst Du nur Spiele auf dem Kleinfeld.

FC PlayFair!: Obwohl Schweden und auch wir in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern auf einem guten Weg sind was den Kampf gegen Diskriminierung und Ausgrenzung angeht, ist natürlich noch sehr viel zu tun und überall kommt es immer noch zu Vorfällen. Wie sollte man speziell aus der Sicht der Schiedsrichterin oder des Schiedsrichters damit umgehen?

Nico Salfeld: Natürlich ist es im Profibereich noch viel leichter, den Schiedsrichter anzufeinden, wenn man sich alleine den Fall Felix Zwayer aus der letzten Saison anschaut. Ich glaube aber, dass das auch im Amateurbereich mittlerweile überhandgenommen hat.

Ich kann für mich persönlich sagen, dass ich seit meinem Schlaganfall des Öfteren doof angemacht wurde und einen Weg gefunden habe, damit umzugehen. Man nimmt die Blicke der Menschen wahr, wenn sie sehen, dass man nicht ganz so läuft, wie andere Menschen. 

Generell würde ich mir vom DFB ein klares Zeichen wünschen. Egal ob ein Schiedsrichter eine körperliche Einschränkung hat oder nicht. Es wird immer viel über Respekt für Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter geredet und viel für Inklusion im Bereich der Spielerinnen und Spieler gemacht. Jedoch würde ich mir wünschen, dass es solche Inklusionsprojekte auch für Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter gibt. Man muss sich nur einmal anschauen, wie viele Schiedsrichter mit körperlicher Einschränkung Woche für Woche auf den Amateurplätzen stehen.

FC PlayFair!: Das stimmt auf jeden Fall. Abgesehen davon könnte der DFB generell sicher noch mehr im Schiedsrichterwesen machen. Hast Du persönlich konkrete Ideen, was man hier angehen kann?

Nico Salfeld: Mit einem Schmunzeln im Gesicht habe ich früher immer gesagt, dass jemand der die Kreisliga B im Ruhrgebiet überlebt hat, in Freiburg überhaupt keine Probleme bekommt. (lacht) Allerdings muss ich sagen, dass es auch hier immer schlimmer wird und einige Menschen gar keinen Respekt mehr haben. Man wird teilweise wirklich von der ersten bis zur letzten Sekunde des Spiels angeschrien und angeschnauzt. Ich würde mir schon wünschen, dass da von oberster Stelle mehr kommt. Klar gibt es auch hin und wieder Bundesligaprofis, die sich hinstellen und sagen: „Ohne Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter geht es nicht.“ Das war es aber. Da könnte der DFB aber durchaus mehr tun. Der Amateurbereich muss mehr mit eingebunden werden. Klar ist der Profibereich ein Vorbild und viele schauen sich Verhaltensweisen davon ab. Allerdings haben wir natürlich gar nicht die Möglichkeiten, die ein Schiedsrichter aus der Bundesliga hat. Generell ist aber sowohl der DFB, als auch die Vereine und die Gesellschaft gefordert, den Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern mehr Respekt entgegen zu bringen.

FC PlayFair!: Das ist doch mal ein gutes Schlusswort. Vielen herzlichen Dank für Deine sehr tiefgründigen und ausführlichen Antworten!

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