Bundesliga wirkt? Das September-Update

Der jährliche Nachhaltigkeitsbericht des FC PlayFair! bewertet die Aktivitäten der Bundesligavereine: inwieweit werden die Bundesligavereine ihrer gesellschaftlichen Bedeutung und Verantwortung gerecht?


Die Vereine der 1. und 2. Bundesliga selbst berichten auf der DFL Seite „Bundesliga wirkt“ laufend über ihr gesellschaftliches und soziales Engagement. Auch im September haben wir genau hingeschaut – welche der rund 60 dort aufgeführten Aktionen sind besonders erwähnenswert?

Die Mehrzahl der vorgestellten Beiträge bezog sich auf sozialen Einsatz: Dauerbrenner wie Kinderwünsche und Inklusion sind ebenso vertreten wie aktuell die Unterstützung der Ukraine. Der FSV Mainz 05 zeigt mit seiner Hilfe für das Ahrtal, dass es in Notsituationen nicht mit einer einmaligen Unterstützung getan ist, sondern begleitet das Thema auch, nachdem es aus den täglichen Schlagzeilen verschwunden ist. Im Oktober 2021 hatte bereits ein Benefiz-Spiel mit dem 1. FC Kaiserslautern eine sechsstellige Spendensumme eingespielt, nun fand ein dreitägiges Fußballcamp der 05ER Fußballschule im Eifelstadion in Adenau statt. Bei Bundesliga-Heimspielen sind außerdem regelmäßig Gäste aus dem Ahrtal dabei, die Fanbetreuung organisiert immer wieder Sachspenden.

Bereits zum neunten Mal in Folge fand in Hannover das beliebte 96plus-Grillfest für 1.000 Wohnungslose sowie Menschen in sozialen Schwierigkeiten statt. Der SC Freiburg vergab gemeinsam mit Partnern 88.000 Euro an 43 Förderpreisträger:innen aus gemeinnützigen Institutionen und Vereinen der Region.

Traditionell einen Schwerpunkt im Engagement der Bundesligisten bilden die Kinder, praktisch alle Vereine fördern in unterschiedlichen Formen Bildung, Teilhabe und Bewegung. Ein besonderes Jubiläum feiert Werder Bremen, das vor 20 Jahren seine „gelebte soziale Verantwortung“ unter dem Motto „100 Schulen – 100 Vereine“ startete und dies nun zusammen mit weiteren Projekten und Ideen im Konzept „Spielraum“ zusammenführt.

Nach einer langen pandemiebedingten Zwangspause kehrt auch das Hamburger Weg Klassenzimmer zurück und verlegt den Schulunterricht seit August 2022 wieder in das Hamburger Stadion.

Veranstaltungen zur Erinnerungskultur gab es bei Darmstadt 98, dem SC Freiburg, dem VfL Bochum und dem 1. FC Kaiserslautern. Von Fanprojekten unterstützt, finden Podiumsgespräche, Vorträge, Bildungsreisen und Spurensuchen zur Vergangenheit statt.
Gleich 3 Vereine haben Golfturniere genutzt, um Spenden zu sammeln. Immerhin 100.000 € spielte der 1. FC Köln für seine Stiftung ein, St. Pauli kann zumindest noch 35.000 € vermelden. Ins Grübeln kommt man, wenn man sich nach der Schlagzeile „Beträchtliche Spendensumme bei den Eintracht Golf Open“ weiterklickt. In Frankfurt kamen unter Aufbietung von Golf- und Fußballprominenz, der Unterstützung namhafter Sponsoren für die Siegerpreise sowie „wochenlangen Vorbereitungen auf die 16. Auflage des Golf Open beim Golfclub Hanau-Wilhelmsbad“ gerade 12.000 € zur Unterstützung von vier Projekten zusammen. Ein Betrag, der nur knapp über der üblichen Greenfee für die mehr als hundert Mitgolfer liegt. Immerhin hatten die einen schönen Tag und durften auch den Europapokal der Eintracht in die Höhe stemmen.

Die Umwelt wurde eher in kleinem Rahmen bedacht: Bienenvölker bei Union Berlin, einige Vereine (Hertha, Darmstadt, Augsburg, Bochum) beteiligten sich am World Clean Up Day. Hertha BSC Berlin und der VfB Stuttgart lockten ihre Besucher mit Aktionen zum Umstieg auf das Fahrrad bei einem Heimspiel. Ob sich der Erfolg nachhaltig fortsetzt, wenn es keine Snacks und Freigetränke bzw. einen kostenlosen Radcheck bei den nächsten Spielen gibt?

Die Unterstützung für den guten Zweck führt auch auf große Reise: 3 Spielerinnen des 1. FC Köln betrieben „Aktive Entwicklungshilfe in Jordanien“ und besuchten zusammen mit 2 weiteren Delegationsteilnehmern aus Verein und Stiftung das Kooperationsprojekt „Sport für Entwicklung“ der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Jordanien. Ein Abgesandter des VfB Stuttgart nahm an einer Reise des Kooperationspartners NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) nach Kenia teil, um sich vor Ort ein Bild zu machen, mit welcher Leidenschaft hier für den Umwelt- und Klimaschutz gearbeitet wird. Wir sind gespannt, über welche konkreten Erfolge die Vereine in den nächsten Monaten aus diesen Projekten berichten werden. Gerne fragen wir für unseren nächsten Nachhaltigkeitsbericht auch einmal nach.

Der Karlsruher SC zeichnet künftig Fanartikel mit dem neuen „KSC tut gut-Umweltsiegel“ aus, die mindestens drei von sechs Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. „Warum drei aus sechs? Der KSC hat sich für diese Lösung entschieden im Glauben, dass „besser“ zwar noch nicht „gut genug“ ist, aber eine faire Chance verdient hat.“ Ein Ansatz zur Nachahmung – besser mit kleinen Schritten anfangen als auf eine perfekte Lösung warten und dabei nicht ins Handeln kommen.

Die Reaktionen auf die derzeitige Energiesituation und die Einsparempfehlung des DFL-Präsidiums in Höhe von 15 bis 20 Prozent sind noch verhalten. Neben dem 1. FC Heidenheim äußert sich hierzu RB Leipzig mit Maßnahmen, die stellvertretend für viele Vereine stehen: reduzierte Beleuchtung von Logos, Schriftzügen und Stadionbereichen, Verzicht auf Effektbeleuchtung, Verzicht auf warmes Wasser in den Sanitärbereichen sowie temporäres Ausschalten des Flutlichts.

Besonders berichtenswert erscheint uns ein Projekt von Schalke 04 für Spieler aus der Knappenschmiede, denen der Sprung in den bezahlten Fußball nicht gelingt. In Kooperation mit der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen werden Jugendliche aus der U16 bis U23 auf ihrem Weg außerhalb des Fußballplatzes bei ihrer beruflichen Orientierung begleitet und ihnen damit neue Zukunftsaussichten eröffnet. 

Union Berlin bietet ab dieser Saison eine Anlaufstelle an für alle, die im Stadion belästigt, bedrängt oder gegen ihren Willen berührt wurden. Dieses Angebot soll weiter ausgebaut werden. 

Die SpVgg Greuther Fürth beteiligt sich als Kooperationspartner und Pate am Projekt „Fürth schockt!“. Um die Überlebenschance von Menschen mit Herzstillstand in der Region Fürth signifikant zu erhöhen, sollen in den nächsten Jahren etwa 250 Defibrillatoren öffentlich zugänglich installiert werden. Die Finanzierung dient nicht nur der Anschaffung, sondern sichert auch die witterungsgeschützte Aufbewahrung, die Wartung und einen regelmäßigen Batterietausch der Geräte.

Zum Abschluss aus der Rubrik „Ehre, wem Ehre gebührt“: Der SC Paderborn hat den Nachhaltigkeitspreis „WestDerby Zukunft – Die Auszeichnung für nachhaltige Sportvereine“ in der Kategorie Profi-Vereine erhalten. RENN.west (Die Regionale Netzstelle Nachhaltigkeitsstrategien West) würdigt damit das Paderborner Engagement im Bereich nachhaltiger Entwicklung. Im Nachhaltigkeitsbericht 21/22 des FC PlayFair! hatten wir den CSR-Bericht der Paderborner vorgestellt. Dieser bietet ein gutes Beispiel dafür, wie auch ein Verein mit eher begrenzten Ressourcen transparent und informativ über sein Engagement berichten kann.

Was wird der Oktober in puncto Nachhaltigkeit der Bundesliga bringen? Wir bleiben dran!