„Am Ende war es schon gut, dass sie ein Zeichen gesetzt haben.“

Felix Loch (33 Jahre alt) hat im Rodeln mehrfach die Goldmedaille bei Olympia gewonnen. Außerdem ist er mehrfacher Weltmeister. Neben sportlichen Themen sprechen wir mit Felix über gesellschaftliches Engagement von Profisportler:innen sowie die mediale Vormachtstellung des Fußballs. Während der Fußball-WM in Katar sorgte er mit einem Tweet, in der Debatte über die Teilnahme der deutschen Nationalmannschaft, für Aufmerksamkeit.

Das Interview führten Phillip Myrrhe und Tobias Hügerich.

FC PlayFair!: Für Dich ist ja gerade eine Saison zu Ende gegangen. Was steht jetzt auf dem Programm?

Felix: Bis Oktober wird der Schlitten erstmal nichtmehr auf dem Eis bewegt. Für mich ist es jetzt für ein paar Tage ein bisschen ruhiger. Ich freue mich jetzt darauf, zu Hause zu sein und mit meinen zwei Kindern und meiner Frau ein „normales Familienleben“ zu führen. Diese Zeit ist aber dann relativ schnell wieder vorbei. Anfang bis Mitte April startet dann die athletische Vorbereitung für die kommende Saison. Bis dahin sind einige Termine, beispielsweise mit Sponsoren. Die passen ganz gut in die jetzige Zeit.

FC PlayFair!: Stichwort beendete Saison. Die WM in Katar ist ja auch vorbei. Wie hast Du eigentlich die ganze Fußballweltmeisterschaft erlebt?

Felix: Ganz ehrlich: Eigentlich kaum. Zu diesem Zeitpunkt waren wir gerade in den letzten Zügen unserer Vorbereitung und sind dann relativ schnell nach Amerika geflogen. Dort war es schon allein wegen der Zeitverschiebung sehr schwierig das Turnier zu verfolgen. Ich will nicht sagen, dass es komplett an mir vorbeigegangen ist. Aber zum größten Teil habe ich eigentlich nur die Ergebnisse im Internet angeschaut. Im Fernsehen selbst habe ich nur das Finale gesehen. Da waren wir gerade am
Flughafen und haben mitbekommen, dass in einer Kneipe gejubelt wurde, weil Argentinien Weltmeister wurde und haben dann auch einen Teil mitgeschaut. Der Rest ist schon größtenteils an mir vorbeigegangen. Eine Weltmeisterschaft zur Wintersaison ist für mich schwierig.

FC PlayFair!: Einmal angenommen, Du hättest den gesamten Winter freigehabt. Hättest Du dann gerne jedes Spiel gesehen oder hättest Du Dir aufgrund der Begleitumstände weniger bis gar nichts angeschaut?

Felix: Mit Sicherheit hätte ich weniger geschaut. Erstens war es von Anfang an ein sehr schwieriges Unterfangen, die Weltmeisterschaft in dieses Land zu vergeben. Leider wurde die Diskussion gefühlt erst zwei Wochen vor Turnierstart geführt. Man hätte die Diskussion führen müssen, als die Weltmeisterschaft vergeben wurde. Darüber hinaus gehört eine Fußballweltmeisterschaft für mich in den Sommer und nicht in den Winter. Deswegen wäre es für mich, auch wenn ich freigehabt hätte, nicht reingepasst.

FC PlayFair!: Die Verantwortung wurde bei der WM-Vergabe immer hin und her geschoben. Manche sagen, die Verbände hätten mehr machen müsse, andere schieben die Verantwortung den Zuschauer:innen zu, wieder andere sagen die Nationalmannschaften hätten boykottieren müssen. Wer steht für Dich in der Verantwortung?

Felix: Im Endeffekt ist es die FIFA selbst, da die die WM nach Katar vergeben haben. Das auf dem Rücken der Sportler auszutragen, ergibt keinen Sinn. Bei uns war es in den olympischen Spielen in Peking ähnlich. Im Endeffekt haben einige Sportler die einmalige Möglichkeit, an so einem Turnier teilzunehmen. Diese Chance muss man ihnen einfach einräumen. Aber da muss man einfach Jahre vorher und nicht zwei Wochen vorher diskutieren. Dann könnte man sich auch Strategien überlegen, wie man große Turniere in diesen Ländern noch verhindern kann. So muss man nicht kurzfristig irgendetwas übers Knie brechen. Das funktioniert meistens nicht so gut.