„Am Ende war es schon gut, dass sie ein Zeichen gesetzt haben.“

FC PlayFair!: Du hast ja vor dem ersten Gruppenspiel der deutschen Mannschaft einen prominenten Tweet abgesetzt. (Felix Loch twitterte am 21.11.23: Liebes DFB-Team, wir alle lieben den Fußball – unsere Freiheit, unsere Demokratie und Menschenrechte aber mehr! Packts zamm und kommts nach Hause!) Wie enttäuscht warst Du, als die Mannschaft dann trotzdem angetreten ist?

Felix: Von der Mannschaft war ich eigentlich überhaupt nicht enttäuscht. Manche Spieler haben die einmalige Chance, an so einem Turnier teilzunehmen und diese Möglichkeit sollte man ihnen auch nicht verwehren. In dieser Situation wollte ich eigentlich nur sagen, dass jetzt einfach einmal Schluss sein muss. Ich glaube schon, dass ich damit den ein oder anderen erreicht habe. Fast alle Kommentare auf meinen Post waren positiv. Es musste in diesem Moment einfach einmal raus, weil die Diskussion sehr mühselig und zu lang war. Dass die Mannschaft gespielt hat, war am Ende richtig,
auch wenn es mich in diesem Moment gestört hat.

FC PlayFair!: Die Mannschaft hat ja dann auch ein Zeichen gesetzt, welches dann auch wieder für Diskussionen gesorgt hat. Wie stehst Du zu diesem Protest?

Felix: Es war am Ende wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, um auf sich aufmerksam zu machen. Ob das am Ende genau das richtige war, möchte ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall haben sie gezeigt, dass sie mit der gesamten Situation nicht zufrieden sind. Ob das am Ende genau der richtige Protest war, steht auf einem anderen Blatt. Im Endeffekt wurde auch hier wieder kurz vor knapp darüber diskutiert, was gemacht werden kann und da ist es immer schwierig, den richtigen Ton zu treffen und die richtige Geste zu zeigen. Am Ende war es schon gut, dass sie ein Zeichen gesetzt haben. Egal was man macht, man wird nie alle zufriedenstellen. Das ist überall im Leben so.

FC PlayFair!: Die Vergabe von großen Sportereignissen wird oft unter dem Vorwand der positiven Veränderung gerechtfertigt. Ist da ein Funken Wahrheit dran oder ist das eine komplette Ausrede?

Felix: Ich würde sagen, dass es sich dabei nicht einzig um eine Ausrede handelt. Aber beispielsweise bei den olympischen Spielen in Peking haben wir gesehen, dass sich eigentlich mehr oder weniger nichts zum Positiven verändert hat. Es ist dort in Bezug auf Menschenrechte, in Bezug auf die Uiguren noch schlechter geworden. Man bekommt das jetzt noch intensiver mit, weil sich durch Social Media und durch das Internet alles noch schneller verbreitet. Am Ende haben die olympischen Spiele nichts gebracht. Es wurde nur viel Geld dafür verbraten und die Sportstätten werden fast gar nicht genutzt.

FC PlayFair!: Sportliche Großereignisse haben also eher einen geringen Einfluss auf die Gesellschaft, Kriege allerdings, haben einen sehr großen Einfluss auf Gesellschaften. So auch der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Mit deinem Verein „Athletes for Ukraine“ hast du bereits kurz nach Kriegsbeginn mit Minibussen Hilfsgüter in die Ukraine gefahren und im Gegenzug Frauen und Kinder gerettet. Wie sieht aktuell die tägliche Arbeit des Vereins aus?

Felix: Die tägliche Arbeit bei mir geht endlich wieder los, nachdem im Winter natürlich weniger geht. Was wir insbesondere vor und während dem Winter betrieben haben waren Kindersport-Tage, die unser Verein initiiert. Wir versuchen Vereine zu motivieren, an einem Nachmittag Sport für ukrainische Familien anzubieten und alle zusammen zu bringen. Das sieht man auch besonders bei uns, auf dem Dorf, wo Flüchtlinge wohnen, allerdings gar nichts voneinander wissen, dass sie dort wohnen. Hier geht es darum, die Menschen untereinander zu vernetzen.

Außerdem ist es im Sport sehr leicht Anschluss zu finden, egal ob es im Fußball- oder Turnverein ist. Das haben wir jetzt schon einige mal gemacht und es hat richtig gut funktioniert. Die Menschen sind begeistert! Auch wenn es nur zwei oder drei Stunden sind, kannst du die Kinder oder Familien ablenken, dass sie nicht an das denken, was sie die Monate vorher erlebt haben oder was in ihrem Land los ist. Und das ist einfach wichtig.


Des Weiteren haben wir mit unserem Verein im Sommer einen LKW gekauft, der jede Woche von Traunstein, wo sich unser Lager für Hilfsgüter befindet, direkt in die Ukraine fährt. Dort liefert er Hilfsgüter, wie z.B. Hygieneartikel, Kindersachen oder, wie jetzt im Winter, Stromgeneratoren, weil es nach wie vor riesige Probleme mit der Stromversorgung gibt. Wir sind zwar nur ein kleiner Baustein, aber wir versuchen dennoch mit unseren Möglichkeiten zu helfen. Da ist es schön zu sehen, was wir mit unserem Verein in so einer kurzen Zeit auf die Füße gestellt haben und auch weiterhin auf die Füße stellen werden. Die Arbeit mit dem Team macht einfach unglaublich Spaß, weil das alles Leute sind, die etwas voranbringen wollen und einfach anpacken.